Seit vier Jahren schießen die Hausbrauereien auf Mallorca fast wie Pilze aus dem Boden. Die Dörfer Selva und Galilea machten 2011 den Anfang. 2013 folgte ein halbes Dutzend mallorquinischer Existenzgründer. Seit vergangenem Jahr trauen sich auch zwei deutsche Hausbrauereien auf den Markt. An diesem Sonntag öffnet die neue Brauerei Nau erstmals die Pforten zu ihrem Biergarten.

Tramuntana (Palma)

Unter den meisten Kollegen wird eines fast neidlos anerkannt: Der Argentinier Guillermo Tamagni gilt als Pionier unter den mallorquinischen Hausbrauern. Nach jahrelangem Probebrauen im Kochtopf der eigenen Küche präsentierte er im Juni 2011 seine Marke Tramuntana auf dem Jahrmarkt in Selva. Inzwischen vertreibt er mit seinem Bruder Pablo zusammen sechs verschiedene Sorten. Die gesteigerte Produktion - inzwischen sind es etwa 2.000 Liter im Monat - mussten die Tamagni-Brüder aus dem Bergdorf Selva in das Gewerbegebiet Son Castelló in Palma verlegen. Das Bier ist nicht nur in vielen Kneipen, sondern auch im Großmarkt Alcampo und bei Eroski erhältlich. Brauerei: C/. Gremi Traginers d´Oli, 2; Tel. 971-87 52 15; www.cervezatramuntana.es

Cas Cerveser (Galilea)

Nur wenige Wochen später - und ebenfalls nach vielen Monaten häuslichen Experimentierens - stellten Sebastián Morey und Chelo Ferris stolz ihre Hausbrauerei Cas Cerveser im Bergdorf Galilea vor. Das ursprünglich nach dem Berg Galatzò benannte Getränk musste später aus rechtlichen Gründen den Namen ändern und ist als Galilea auf dem Markt. Produktion, ca. 250 Liter im Monat. Im Winter gibt es zusätzlich das Weihnachtsbier „Satan Klaus". Brauerei in Galilea, Besichtigung und Verkauf vereinbaren unter Tel.: 666-86 77 44; http://cascerveser.com

Mayurqa (Alaró)

Im Jahr 2013 wurde die Insel gleich um sechs weitere Bierfabriken reicher. In Alaró öffnete die Hausbrauerei Mayurqa. Auch hier erforderte die steigende Nachfrage schon bald einen Umzug. „Wir produzieren erst wieder ab Herbst, wenn die neue Anlage in den neuen Räumen steht", bestätigt Brauerin Paz Francés. Die Produktion soll dann von 600 auf 2.000 Liter im Monat gesteigert werden. Dazu werden man den bisherigen Standort hinter der Kirche verlassen, aber dem Dorf Alarò treu bleiben und nicht in ein Gewerbegebiet umziehen, verspricht sie der MZ. Kontakt: Tel.: 664-59 44 92; http://myq-mayurqa.com.

Sullerica (Sóller)

Der Bann war gebrochen. Mitten in der Krise wurde klar, dass mallorquinische Hausbrauereien auch eine wirtschaftliche Zukunft haben. Der arbeitslose Maschinenbauer und begeisterte Hobbybrauer Guillem Coll nahm seinen Mut zusammen und investierte in eine kleine Brauanlage Zusammen mit seiner Frau Maria Bel verkauft er seit April 2013 in Sóller mehrere Sorten seiner Marke Sullerica. Fabrikbesichtigung und Hausverkauf vormittags und nach Anmeldung: C/. Camp Llarg, 20 (gleich hinter der Ambulanz); Tel.: 629-66 99 12; www.sullerica.com

Beer Lovers (Alcúdia)

Hinter den Biersorten Blat, Broll, Bram, Ipa und Porter steht die Bierfabrik Beer Lovers. In einem über 300 Jahre alten traditionellen Wohnhaus in der im Zentrum von Alcúdia gelegenen Straße Cisterna stehen die modernen Kessel. Die Brüder Miquel und Felipe Amorós fabrizieren darin zur Zeit rund 2.500 Liter im Monat. Da das Wasser aus Alcúdia zum Brauen nicht taugt, müssen sie es aus Can Sales bei Pollença anliefern lassen. Adresse: C/. Cisterna, 7A. Tel.: 678-39 90 58; www.­beerloversmallorca.com

Cervesa des Pla (Palma, Algaida)

Rund zwei Jahre nach der Gründung ist es auch für die Bierbrauer von Cervesa des Pla an der Zeit, den Gründungsort im Heimatdorf Algaida zu verlassen, um mit den Kesseln nach Palma zu ziehen. Produktion und Vertrieb werden so viel einfacher. Hergestellt werden zwei Sorten, von denen insgesamt etwa 700 Liter im Monat verkauft werden. Neue Adresse: C/. San Vicent Ferrer, 155 (Nähe C/. Aragón); Tel.: 636-41 06 01, www.­cervesadespla.com

Talaiòtika (Felanitx)

Die Marke ist schon seit Frühling 2013 auf dem Markt. Nun soll hier in Felanitx das erste mallorquinische Biobier entstehen. In zwei Monaten soll es unter dem Namen „Talaiòtika ecológica" abgefüllt werden. „Schon jetzt verarbeiten wir teilweise mallorquinischen Bioweizen. Jetzt kaufen wir auch den Rest der Zutaten aus Deutschland in Bioqualität ein", erklärt Brauer Jaume Gil, der seine Kessel auf dem Weingut Bodega Luis Armero stehen hat und rund 700 Liter Bier im Monat verkauft. Kontakt: Camada Real s/n, Tel.: 971-72 89 83.

Gypsy Brewers (Sóller)

Der Ausdruck ist vielleicht nicht ganz politisch korrekt. Aber er steht für einen neuen Trend in der Hausbrauerei-Branche: Als Gypsy Brewers (also übersetzt „Zigeuner Brauer") werden Bierproduzenten bezeichnet, die sich bei bereits bestehenden Brauereien einmieten, wenn sie nicht ausgelastet sind. Im Fall von Sóller waren wohl auch private Freundschaft ausschlaggebend, dass Brauherr Víctor Múñoz sein Bier

Boscana in der Brauerei von Sullerica brauen darf. In der Betriebswirtschaft wird das als Win-win-Situation bezeichnet. Bestehende Kapazitäten ausnutzen, um keine große Anfangsinvestition wagen zu müssen. Solche Kooperationen zeigen auch, dass sich die wahren Hausbrauer kaum als echte Konkurrenten, sondern vielmehr als Kollegen sehen. Adresse: siehe Sullerica, Tel.: 635-87 09 77.

Forastera (Palma)

Überraschenderweise sind auf der Insel lebende deutsche Hobbybrauer recht spät auf den Zug aufgesprungen. Schon in Berlin experimentierte Sven Gohdes mit Hopfen und Malz herum. Dann kam er mit seiner Freundin Marta Bardal Rivera auf die Insel und machte ab Herbst 2014 mit dem Hobby ernst. Forastera (übersetzt etwa „die Auswärtige") heißt das Bier nicht, weil Sven aus Berlin, sondern weil die Freundin vom spanischen Festland, aus León kommt. Die Brauerei steht im Stadtteil El Molinar, wo man das Bier zusammen mit einer Bockwurst und manchmal einigen Tapas probieren und kaufen kann. Da die Produktion bereits auf rund 4.000 Liter im Monat gestiegen ist, soll in Kürze ein weiterer Ausschank im Viertel Arenal hinzukommen. Brauerei (geöffnet Mo bis Sa 16-21 Uhr): C/. Llucmajor, 61; Tel.: 694-42 72 25 (Sven Gohdes), www.forastera.es

Nau (Santa María)

Die beiden Mallorca-Deutschen Michelangelo Mazzoccola und Thomas Zapp sind bislang eher in der Immobilien- beziehungsweise der Medien­branche bekannt, obwohl sie bereits seit Jahren zusammen Bier brauen. Dass sie damit erst jetzt auf den Markt kommen, hängt auch mit ihrem Perfektionismus zusammen. Verschiedene Brausysteme, Maschinen und Quellwässer mussten getestet werden, um ihr Bier nun dem Publikum anbieten zu können. Schließlich soll es später vor allem in guten Restaurants serviert werden. Jeden Sonntag zwischen 10 und 15 Uhr - wenn in Santa Maria Wochenmarkt ist, kann man das Nau auch im Biergarten der Hausbrauerei kosten und kaufen. Produktionskapazität 2.000 Liter im Monat. Brauerei: C/. Bartomeu Pasqual, 8; Tel.: 633-55 49 74 / www.cerveza-nau.com.

Importierte Mallorca-Biere

Vorsicht! Nicht alle Biere auf denen Mallorca draufsteht, werden auch hier hergestellt. Dazu gehört das Salada (www.salada-beer.com), das zwar „geringe Mengen an mallorquinischen Zutaten" benutzt, diese aber in der nieder­sächsischen Schaumburger Brauerei zu Bier verarbeitet. Das Team arbeitet daran, die Produktion nach Mallorca zu verlagern.

Ein ähnliches Beispiel ist das Bier Molí Balear (www.­molibalear.com), das in einer belgischen Brauerei hergestellt wird. Auch auf der Website von Balearis (www.balearismajor.com) wird damit geworben, dass die Biersorten den einzelnen Inseln gewidmet sind. Produziert wird es aber in Deutschland.

Natürlich muss es deswegen kein schlechtes Bier sein, erkennen heimische Brauer an. Nur sollte fairerweise auf die Produktion im Ausland zumindest auf der Website hingewiesen werden, wenn man schon mit dem Insel-Image wirbt.