Die amerikanische „Route 66" stand beim Namen Vorbild, die Ruta Martiana in Palma bei der Ausgestaltung: Mit der „Ruta 44" hat nun auch Manacor eine Tapas-Route. In 44 Lokalen werden jeden Donnerstagabend die kleinen Häppchen geboten. Die Konditionen sind denkbar simpel und günstig: pro Tapa und pro Getränk (Bier, Wein, Softdrink) zahlt man einen Euro.

Offizielles Motto ist Els ­Dijous, camines, piques i beus (frei übersetzt: donnerstags: schlendern, schmausen und trinken). Und tatsächlich genießen die manacorís das zwanglose Umherwandern, Essen, Trinken und Quatschen. Die 44 beteiligten Lokale sind an einer blauen Flagge erkennbar. „Man sollte schon am Anfang umherziehen, also von 19 bis spätestens 22 Uhr, denn sonst sind die Tapas-Vorräte weg", rät ein örtlicher Journalist.

Spa­nier sind ein ausgehfreudiges Völkchen – das ist kein Klischee. Das war schon immer so, ist „eigentlich" weiterhin der Fall und wird wahrscheinlich auch in Zukunft so sein. Die Einschränkung „eigentlich" bezieht sich auf die Wirtschaftskrise und ihre Folgen. Denn nicht jeder hat heutzutage Geld genug, um oft auszugehen. Dies dürfte einer der Gründe sein, warum die Tapas-Routen auf der Insel so beliebt geworden sind.

Anders als auf dem Festland, wo sie vielerorts schon seit Generationen zur Esskultur gehören, sind die kleinen Portionen nämlich nicht in Mallorcas kulinarischer Tradition verwurzelt. Das ändert sich nun. Palma hat vor einiger Zeit mit der ruta martiana (dienstags und mittlerweile auch mittwochs) im Gerreria-Viertel begonnen. Die Idee zog bald Kreise – im Molinar-Viertel in Palma sowie in etlichen anderen Orten der Insel wird mittlerweile regelmäßig zum tapeo aufgerufen.

Nun hat sich mit Manacor auch die zweitgrößte Stadt der Insel in den Häppchen-Hype eingeklinkt. Ein Plan, den man unter www.visitmanacor.com auch herunterladen kann, bietet eine Übersicht. Für Ortsfremde empfiehlt sich der zentrale Platz Sa Bassa rund um die Kirche als Ausgangspunkt. Dort liegt das Lokal „Mig i Mig". Lange Schlangen zeugen hier von der Qualität der Tapas – etwa Käse im Pesto-Brikteig-Bonbon.

„Insgesamt dürften jeden Donnerstag zwischen 15.000 und 20.000 Tapas über die Theke gehen", erzählt Biel Padilla, Präsident der Restaurant- und Barvereinigung und somit Mitorganisator. Er zieht auch gerne selbst um die Häuser und ist von der Qualität überrascht. „Jedes Lokal offeriert vier bis fünf Tapas, und alle haben mindestens eine zu bieten, die sensationell schmeckt."

Direkt neben dem „Mig i Mig" sind die Mini-Hamburger im „Sa Picada" einen Besuch wert. Auch das „Can Lliro" lohnt einen Abstecher. Hier sind Köchin und Gäste übrigens FC-Barcelona-Fans, was man dem Lokal auch ansieht. Geboten werden hier frito mallorquin oder kleine Nudel-Paella-Tapas.

Nur drei Fußminuten entfernt liegen am Ende des Passeig Antoni Maura gleich drei weitere, empfehlenswerte Lokalitäten, darunter das „S´Apolo". Wer von Palma kommt, könnte auch schon einen Stopp an der Tankstelle machen (an der Abzweigung rechts zum Bahnhof). Nicht um zu tanken, sondern um in der angeschlossenen Cafeteria Viñas die Tapas zu probieren.

Geplant ist das Ganze offiziell nur bis zum 29. Dezember, aber Biel Padilla deutet an, dass es auch 2012 weitergehen wird. Der Erfolg zeige, dass die Idee nicht nur von den Einheimischen, sondern auch von Bewohnern anderer Dörfer und Städte sowie von Urlaubern sehr gut angenommen wird. Apropos: Engagierte Routenteilnehmer werden belohnt, zumindest einer. Wer 20 Stempel von 20 verschiedenen besuchten Lokalen auf einem Teilnahmeformular nachweisen kann, hat die Möglichkeit, eine Reise nach Menorca zu gewinnen. Zu zweit geht es dann im Juni drei Tage (Flug, zwei Übernachtungen mit Frühstück) zu den Festlichkeiten von Sant Joan. Zum Tapas-Essen.