Neulich war ich freudig überrascht, als ich in einem kleinen Gewürz­laden im Mercat de l´Olivar hier in Palma in der hintersten Ecke Granat­apfelsirup entdeckte. Den suchte ich, um einem türkischen Löffelsalat, den ich für ein Abendessen mit Freunden zubereiten wollte, den letzten Pfiff zu geben. Ich hatte schon fast vergessen, wie gut Granatapfelsirup sein kann. Er ist süß und säuerlich zugleich, hat die Konsistenz von Ketchup und eine tief burgunderrote Farbe. Man kann ihn für Salatdressings und Saucen, in Cocktails, Marinaden oder im Kuchen verwenden. Als eine Art Geheimwaffe verleiht er fast allem einen interessanten, einfach leckeren Geschmack und einen exotischen Touch. Sie können ihn auch selbst herstellen. Die Granatapfel-Saison beginnt in Spanien ab Mitte September und endet im Januar.

Durchdrungen von Geschichte und Romantik ist der Granatapfel sozusagen eine Klasse für sich, nicht zuletzt, weil er in vielen Ländern als Fruchtbarkeitssymbol gilt. Granada, wie der Granatapfel auf Spanisch heißt, ist eine runde Frucht mit einer ledrig-dicken, roten Schale. Im Inneren befinden sich große weiße Kerne, die von kleinen Säckchen aus pink-rotem, saftigem Fruchtfleisch ummantelt sind. Es lohnt sich, den Fruchtsaft zu pressen, um ihn für erfrischende Longdrinks oder zum Marinieren und Würzen von Hühnchen, Lamm und Wild zu verwenden. Der Saft soll Fleisch zart machen und wird auch für die Herstellung des französischen Grenadine-­Sirups benutzt.

Um das Fruchtfleisch von den Kernen zu lösen, drückt man den Granatapfel mit der Hand auf eine harte Oberfläche und rollt ihn dabei hin und her. Dann wird die Frucht halbiert und das Fruchtfleisch mit einem Löffel herausgekratzt. Entfernen Sie unbedingt die weißen Häutchen, denn sie schmecken bitter. Oder essen Sie das Fruchtfleisch einfach direkt aus der Schale. Um den Saft zu gewinnen, die Kerne in ein Sieb geben und mit der Rückseite eines Löffel zerdrücken oder eine Zitronenpresse verwenden.

Der Granatapfelsaft ist ein Kraftwerk, das dem Alterungsprozess entgegenwirkt und sehr reich an Vitamin C ist, aber er hinterlässt auch hartnäckige Flecken - also passen Sie bei der Zubereitung auf!

Granatapfel passt gut zu Walnüssen, Feigen, Bananen, Frischkäse und Pistazien. Ein simpler Orangensalat wird mit ein paar Granatapfel-Kernen im Handumdrehen zu etwas ganz Besonderem. Der Granatapfel ist eine Frucht der alten Welt, aber Sie können ihn mit diesen einfachen, eleganten Gerichten wieder ein wenig modernisieren.

Das Rezept: Muhammara, orientalischer Paprika-Walnuss-Dip