Ich liebe den Geruch von leicht angerösteten Gewürzen, deren Aroma schnell die ganze Küche erfüllt. Die Geschmacksvarianten, die sie Gerichten verleihen, sind geradezu endlos. Aber Vorsicht: ein Gericht mit Kräutern und Gewürzen abzuschmecken bedeutet, es zu vervollständigen - und nicht etwa zu überladen und so den Eigengeschmack der Speisen zu überdecken.

Gewürze gehörten zu den ersten Lebensmitteln, die Marco Polo von seinen Reisen in den Osten mitbrachte. Und sie veranlassten Vasco da Gama zu seinen frühen Schiffsreisen, auf dem es ihm gelang, das Kap der Guten Hoffnung zu umrunden, den Indischen Ozean zu überqueren und schließlich Calicut an der indischen Küste zu erreichen. Heute, wo Gewürze so wenig kosten und jeder frisch gemahlenem Pfeffer, Zimt, Ingwer, Kardamom und Nelken genießen kann, ist es nur schwer zu glauben: Aber diese kleinen Rinden­stückchen, Blätter und Samen waren einst so kostbar, so schwer zu bekommen und zu transportieren, dass Menschen bereit waren, ihr Leben zu riskieren, Ozeane zu überqueren und Kriege anzuzetteln - und das alles, um Gewürze nach Hause zu bringen und mit dem ­Profit aus dem Gewürzhandel ­Imperien zu errichten.

Im Mittelmeerraum haben die meisten Länder eine traditionelle Gewürzmischung, die typisch für ihre Küche ist. Eine meiner liebsten ist Baharat, eine nordafrikanische Mischung, die im Libanon, Syrien, Israel und Jordanien verwendet wird. Baharat heißt auf Arabisch einfach nur Gewürz. Es wird vor allem für Lammfleisch verwendet, aber es unterstreicht alle möglichen Aromen und eignet sich genauso gut zum Würzen von Fisch, Huhn, Rindfleisch, Tomaten­saucen und Suppen.

Ein weiterer fantastischer Würzmix ist Tabil aus Tunesien. Die Mischung aus Kümmel­körnern, Koriander, Knoblauch und getrockneten roten Chilis macht es zum perfekten Gewürz für Steaks oder gegrillten Fisch.

Zudem liebe ich Ras el hanout (was Sie ja mittlerweile wahrscheinlich schon mitbekommen haben). Wörtlich übersetzt heißt es „der Chef des Ladens" und ist besonders in Marokko sehr beliebt, außer in Tanger, dort ist La Kama das populärste Gewürz. Ras el hanout soll angeblich ein Wohlgefühl hervorrufen und die sexuelle Energie steigern € ein Grund mehr, es unbedingt mal zu probieren.

Za´tar ist eine weitere, unglaublich vielseitige Mischung aus dem Nahen Osten und ein Gewürz, das in keiner Küche fehlen sollte. Um es herzustellen werden die Blätter des Ysop zu einem groben, aromatischen, grünbräunlichen Pulver gemahlen, das dann mit ­Olivenöl, gerösteten Sesamkörnern und Sumac gemischt wird. Wenn Sie Ysop nicht bekommen, können Sie auch gewöhnlichen Thymian oder Oregano verwenden. Za´tar bildet einen wunderbaren Kontrast zu der Süße von gebackenen Kürbissen und schmeckt lecker, wenn man es großzügig über ein Omelett oder andere Eierspeisen streut.

Trotz seines Namens „Quatre épices" kann die französische Gewürzmischung auch aus fünf oder manchmal sogar noch mehr Zutaten bestehen. Meistens kommt ein Mix aus weißen Pfefferkörnern, Ingwer, Muskatnuss und Nelken zum Einsatz, manchmal ist auch Piment oder Zimt mit drin. Mich erinnert die Mischung an Lebkuchengewürz, aber der herbe Geschmack von Pfeffer macht sie perfekt für herzhafte Gerichte und sehr interessant in manchen Desserts.

Komischerweise sind die Spanier keine großen Freunde von Gewürzen und Gewürzmischungen. Man findet sie nur selten in der regionalen spanischen Küche. Aber es gibt ein wunderbares Gewürz-Gericht namens pincho moruno, eigentlich eine Art Kebabspieß. Man kann Hühnchen, Lamm oder Schweinefleisch verwenden, und jetzt zur Grillsaison ist die perfekte Gelegenheit, es mal zuzubereiten. Pincho moruno kommt aus Andalusien, aber dem Namen nach ist das Gericht wohl maurischen Ursprungs € und einfach gut.

Das Rezept: Gebratenes Baharat-Hühnchen