Es ist schön, am Mittelmeer zu leben, und die mediterrane Küche ist toll - aber ab und zu muss man auch mal etwas ganz anderes essen. Deshalb komme ich immer wieder zur indischen Küche zurück.

Mit seinen wundervollen Gewürzen und warmen, duftenden Aromen ist das indische Essen einfach berauschend. Ein Gericht, das ich besonders liebe, ist Tandoori Chicken. Dieses knallrot gefärbte Hühnchenfleisch, das vor süßer ­Tamarinde und scharfem Ingwer und Knoblauch nur so strotzt, begeistert mich immer wieder aufs Neue. Tandoori-Gerichte sind sowohl in Indien als auch in Pakistan sehr beliebt und haben ihren Namen vom tandoor, einem zylinderförmigen Tonofen mit sehr starker Hitze.

Auf einer kürzlichen Indien-­Reise habe ich es sehr genossen, diese Welt der Gewürze aus der Nähe zu erleben. Ich logierte in einem Apartment, vor dessen Eingangstür ein riesiger Tamarindenbaum wuchs. Seine Frucht hat die Form einer langen Bohne, und im Inneren ist saures Fruchtfleisch, das viele Kerne enthält. Das Fruchtfleisch kann gepresst werden, sodass eine Art „Kuchen" entsteht, oder es wird zu einer Paste weiterverarbeitet. Tamarinde schmeckt ein wenig wie Dattel, aber weniger süß (und ­säuerlicher), deswegen wird die Frucht auch manchmal Indische Dattel genannt. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der Worcestershire Sauce.

Abgesehen vom Geschmack liefert die Tamarinde noch ein weiteres Extra, wenn man sie in Marinaden verwendet. Die natürliche Fruchtsäure der Tamarinde macht zähes Fleisch zarter, da es die Fasern zersetzt. Über Nacht in einer Tamarinden-Marinade eingelegtes Rindfleisch wird saftig und zart - eine großartige Technik, um weniger teure Fleischstücke zu verwenden. Aber seien Sie vorsichtig, wenn Sie Fisch oder Hühnchen einlegen: Wenn man das Fleisch zu lange in der Marinade lässt, beginnt die Tamarinde das Fleisch chemisch zu „garen".

Außerdem vertieft die satt braune Farbe der Tamarinde die Farbe der Marinade, wodurch beim Reduzieren eine besonders schöne Sauce entsteht.

Frische Tamarinde findet man in Palmas Mercat de l´Olivar. Es ist eine Riesenarbeit und macht viel Dreck, das Fruchtfleisch und die Kerne aus der Schale zu lösen. Um den wunderbaren Geschmack zu erhalten, müssen Sie zunächst die Schale entfernen und das Fruchtfleisch und die Kerne dann zehn Minuten in ein wenig Wasser köcheln lassen. Dann erst können Sie das Püree durch ein feines Sieb streichen. Sie können aber natürlich auch fertige Tamarindenpaste kaufen, die es etwa in Asien-Läden gibt..