Von Maceo Parker sagt man gerne, dass sein Stil zu zwei Prozent aus Jazz und zu 98 Prozent aus Funk bestehe. Der Saxofonist gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Genres, seit er 1964 anfing, in der Band von James Brown zu spielen. Seine Vielseitigkeit stellte er schon beim Bewerbungsgespräch unter Beweis. Eigentlich wollte Brown nur Parkers Bruder Melvin als Schlagzeuger verpflichten. Schnell stellte er fest, dass er nur ein Doppelpack verpflichten konnte. Also fragte er Maceo, der bis dahin nur Tenorsaxofon gespielt hatte, ob er auch Baritonsaxofon spiele und auch ein solches Instrument besäße. Maceo Parker bejahte beides - zwei dicke Lügen - und heuerte zwei Wochen später in der Band an. Sechs Jahre blieb er dabei, bevor er und der als kapriziös bekannte Chef im Streit auseinandergingen. Bekannt wurde Browns Schlachtruf „Blow your horn, Maceo".

Dass Brown da einen guten Fang gemacht hatte, steht außer Zweifel. Denn Maceo Parker hatte seine eigene Art zu spielen. Seine Eltern sangen im Gospelchor ihrer Kirchengemeinde, sein Onkel spielte in einer Blues-Band. Ein äußerst engagierter Musiklehrer an der Schule vervollständigte die musikalische Früherziehung des 1943 in Kinston, North Carolina, Geborenen. Schon als Kind spielte er mit zwei seiner Brüder in einer Band.

Allerdings erzählt Maceo Parker seinen Zugang zur Musik ein wenig anders. 1999 schilderte er ihn gegenüber dem „Saxophone Journal" folgendermaßen: „Ich hab einfach gespielt. Ich hatte keine Ahnung von langen und kurzen Tönen. Mir ist einfach aufgefallen, dass manche Musiker so spielten, als würden sie sich unterhalten. Ich habe mich dann gefragt, wie die das machen." Zuhören und da­raus lernen, das war Maceo Parkers Devise. Sein musikalisches Gehör wird nicht mal von Jazzkritikern, die seine Vorliebe für Funk eher mit gerümpfter Nase verfolgen, infrage gestellt.

Als Teenager habe er dann einen folgenreichen Entschluss gefasst. „Ich habe überlegt, wie Maceo Parker wohl Charlie Parker spielt. Aber dann habe ich gemerkt, wie viele andere genau das versuchen. Und so habe ich beschlossen, dass Maceo Parker so spielt wie Maceo Parker. Und der Stil war eben funky."

Dass er perfekt in die Band von James Brown passte, lag genau an diesem eigenen Stil. „Seine Riffs kommen überfall­artig und sind melodisch, er entwirrt und strickt Melodien wieder zusammen, anstatt Akkorde zu zerlegen", schrieb der US-Journalist Gene Santoro einmal im Jazz-Magazin „Down Beat" über den Saxofonisten. „Es sind vorrangig Rhythmen, die mittels feiner Nuancen in Timing und Verschiebung ihre Botschaft vermitteln - irgendwie so wie sein langjähriger Chef James Brown es mit seiner Stimme gemacht hat."

Maceo Parker, der am 3.12. im Rahmen des Festivals Jazz Voyeur im Trui Teatre auftritt, spielte später unter anderem mit Bootsy Collins, George Clinton und Prince zusammen, bevor er relativ spät, in den 90er-Jahren, eine Solokarriere startete. Er veröffentlichte erfolgreiche Alben wie „Roots Revisited" und „Life on Planet Groove".

Seither ist er hauptsächlich auf Tour. „Ich habe das Gefühl, dass es als Künstler meine Aufgabe ist, so viele Orte wie möglich zu besuchen", lässt er auf seiner Website wissen. Bei seinen Konzerten verzichtet er weitgehend auf bombastische Showelemente und konzentriert sich stattdessen auf die Musik, das Tanzen und den Spaß. Nicht selten dauern diese Shows über drei Stunden. Funk habe das Potenzial, Leute zusammen­zubringen, sagt Parker, der oftmals die Marotte pflegt, in Interviews ausrichten zu lassen, dass er jedes einzelne Mitglied seines Publikums liebt.

Musikalische Ziele habe er nicht mehr wirklich, sagte er schon vor knapp 20 Jahren dem „Saxophone Journal". „Man kann ja nun wirklich nicht behaupten, dass ich nichts gemacht habe."

Maceo Parker, Jazz Voyeur Festival, Trui Teatre, 3.12., 21 Uhr, Karten 29 bis 45 Euro unter jazzvoyeur.koobin.com