Endlich mal eine Band, die keine Angst vor dem Kommerz hat. Nicht, dass es nicht berechtigte Vorbehalte gäbe, möglichst massen­tauglich zu sein. Aber hin und wieder ist es doch ganz nett zu sehen, dass eine Band den Erfolg sucht. Und seine Chancen nutzt.

Es war vergangenes Jahr, als eine große spanische Bank bei der Band Maico aus Palma anfragte, ob sie nicht bereit wäre, den Song für die neue, weltweite Werbekampagne des Geldhauses zu singen. Ein Lied hätte man auch schon. „Wir haben nicht lange diskutiert", erzählt Gitarrist Nito, der mit dem Rest der Band in Madrid auf Promotiontour für die Bank ist. „Sie suchten eine junge Band, die man international präsentieren könnte, also die auf Englisch sang. Aber die dennoch am Anfang steht." Nur eine Bedingung stellte die Band: „Wir mussten den Song so interpretieren dürfen, dass er auch nach uns klingt."Der emotionale Tourist

Maico ist vor vier Jahren als Akustiktrio gegründet worden. Ein Mitglied sprang ab, Sänger Miguel Barceló und Gitarrist Nito bauten langsam die Band zusammen. „Es war der hiesige Musikproduzent Toni Noeguera, der uns vorschlug, einen eher elektronischen Sound zu suchen."

Im März veröffentlichte die Band das Debütalbum „Emocional Tourist", in dieser kuriosen Mischung aus Spanisch und Englisch. „Der Titel hat zwei Bedeutungen", sagt Nito. „Zum einen befinden wir uns auf einer Reise, die viele neue Emotionen bereithält. Zum anderen laden wir den Hörer auf eine Reise zwischen den Stilen ein - wie Elektro, aber auch Soul und Indie-Rock. Auch wenn unsere Basis der Pop bleibt."Ein eingängiges "Oh-oh-Oh-oh"

Das dritte Lied auf dem Album ist dann eben dieses „How We Dream", das Lied für die Bank. Es ist nicht nur ein eingängiger Popsong, er ist wahrscheinlich das, was ein perfektes Werbelied heute sein muss. So wie Santigolds „Disparate Youth" vor wenigen Jahren, das von einem internationalen Telefonanbieter verwendet wurde. Geschrieben von Michele Arnese und Ulrich Reese, steigt „How We Dream" mit einem „Millennial Whoop" ein, einer wiederholten Notenkombination aus der Quinte und der Terz der Tonleiter.

Das ergibt ein hübsches „Oh-oh-Oh-oh" und wurde vor allem in den vergangenen 15 Jahren, unter anderem in Songs wie Katy Perrys „California Girls" und „Use Somebody" von Kings of Leon, verwendet. Dieser in der Popmusik allgegenwärtigen Figur folgt ein wunderbar allgemeines „This is how we dream?/ Come with me and learn to fly" (in etwa: So ­träumen wir?/ Komm mit mir und lerne ­fliegen). Es mag albern klingen, aber offensichtlich ist das das Bild, das Banken im Jahr 2017 von sich selbst haben.

„How We Dream" ist ein Lied, das im Fernsehen und auf You­tube funktionieren wird. Das weiß man, sobald man es hört. Die Band scheint keine Angst zu haben, dass man sie darauf reduziert. Zwar haben die selbst komponierten Nummern auf dem Album nicht diese kommerzielle Perfektion, aberVon britischen Bands beeinflusst

Maico können stolz auf ihr Songwriting sein. Hier sind fünf Musiker, die seriös Popmusik machen wollen. Und die, im Gegensatz zu vielen anderen Bands auf Mallorca, nicht das Heil in der Vergangenheit suchen. So erzählt Sänger Miguel Barceló in einem Interview, die Beatles seien zwar immer ein großer Einfluss gewesen, heute aber höre er sie kaum. Stattdessen konzentriere er sich auf diejenigen, die heute die Popmusik revolutionieren, wie etwa die britische Sängerin FKA twigs.

Laut Nito könne sich die Band vor allem auf drei Bands einigen: U2, Coldplay und Two Door ­Cinema Club. Den Einfluss von Letzteren hört man etwa beim Song „Moment" heraus. Die Strophen sind eine Referenz auf den Pop der 80er-Jahre, bevor der tanzbare, mehrstimmige Refrain ausbricht. Und „You" könnte genauso gut ­eine Robbie-Williams-Nummer sein. „Wir sind sehr von britischen Bands beeinflusst", sagt Nito.Immer noch Mallorca

Am kommenden Dienstag (31.10.) spielt die Band im ­Teatre Principal in Palma ein Akustik­konzert. „Es ist ein Experiment", sagt Nito, dabei scheint es doch eher ein Augenzwinkern an die Anfänge zu sein. „Jein, denn die Band hat sich verändert. Früher waren es eine Akustik- und eine ­E-Gitarre. Jetzt sind wir eine ganze Band. Der Sound wird voller klingen."

Maico haben allen Grund, sich professionell zu geben. Die Band hat sich sogar den Namen ausgesucht, weil es nicht nur der Spitzname des Sängers in der Kindheit war, sondern „weil man ihn in allen Sprachen der Welt einfach aussprechen kann", so Nito. Und gleichzeitig gibt es dann diesen kleinen Moment, wo deutlich wird, dass sie doch auch noch eine einfache Band von der Insel sind. Auf die Frage, wann man sie in Zukunft noch so auf Mallorca erleben könnte, antwortet Nito: „Also, wir haben uns für die Sant-Sebastià-Feierlichkeiten in Palma beworben. Es wäre schon richtig toll, wenn man uns da spielen lässt."

Maico, Teatre Principal, 31.10., 20 Uhr