Sich mit der posidònia, dem Neptungras, auseinanderzusetzen, liegt bei den balearischen Künstlern im Trend. Joan Miquel Oliver hat einen gleichnamigen Song auf seinem aktuellen Album. Patricia Mato-Mora nannte kürzlich ihre Ausstellung in der Fundació Miro so. Es gibt ein Posidònia-Festival in Deià. Der Künstler Joan Costa spielt in seinen Skulpturen mit den Formen der bedrohten Meerespflanze. Und auch im Atelier von Albert Pinya lag neulich ein Buch über das Seegras.

Marta Elka und Toni Pastor haben ihre neue Band ebenfalls danach benannt. „Zum einen ist es eine Pflanze, die es nur im Mittelmeer gibt, und wir sind vom Mittelmeer umringt. Zum anderen muss man sie beschützen, so wie die Musik der Balearen", sagt Marta Elka.Veteranen der Musikszene Mallorcas

Sowohl sie als auch Toni Pastor sind Veteranen der mallorquinischen Musikszene. Elka hat bereits mit neun Jahren angefangen, in der Band ihrer Eltern, Xaloc Música, zu spielen und einige Solo-Alben aufgenommen. Pastor ist seit über 30 Jahren Mitglied von Música Nostra und hat darüber hinaus schon mit Stars wie Annie Lennox und Brian Eno gearbeitet.

Als Posidònia gießen sie traditionelles mallorquinisches Liedgut in eine moderne Form. Herausgekommen ist das Album „Música Mediterrània", ein hervorragendes Beispiel dafür, wie eindrucksvoll aktuell traditioneller Folk klingen kann, wenn man sich von den Konventionen löst. Klassiker wie die mallorquinische Hymne „La Balanguera" oder „Parado de Valldemossa", das unter anderem von Els Valldemossa interpretiert wurde, finden sich hier in neuem Arrangement. Ergänzt werden sie um Eigenkompositionen wie das mit einem treibenden Rhythmus unterlegte „Lluna", dem besten Song auf dem Album. Mit dem Album-Opener „Margarides" vertonen Posidònia ein Gedicht von Maria Antònia Salvà. „Es gibt ein unheimlich großes Repertoire an Songs und Gedichten, denen wir gerne unseren eigenen Farbanstrich geben wollen", sagt Elka.Die Welt sucht moderne Mallorca-Sounds

Entstanden ist die Band wegen Nachfragen aus dem Ausland. „Jedes Jahr wurde ich auf der Weltmusik-Messe ,Womex' gefragt, ob ich nicht auch Bands habe, die traditionelle balearische Musik etwas moderner interpretieren und für Auftritte gebucht werden können", erzählt Miquel Àngel Sancho, Chef der Plattenfirma Blau Produccións, die das Album produziert hat. „Also habe ich mich an Marta und Toni gewandt und sie gefragt, ob sie Lust hätten."

Das habe sich gut getroffen, sagt Toni Pastor. „Wir hatten schon lange überlegt, ein solches Projekt zu machen. Ohne den Vorschlag von Miquel Àngel hätte es aber sicher länger gedauert." Elka (Gesang, Geige) und Pastor (Laute) ergänzten Posidònia mit Bernat Cabot (Geige), Moisès Pelegrí (Percussion), Pep Balaguer (Gitarre) und dem schwedischen Jazz-Musiker Marko Lohikari am Kontrabass und Nyckelharpa zu einem Sextett. „Wir wollten eine traditionelle Band nur mit Saitenintrumenten und Percussion bilden", sagt

Elka. Ihren Live-Einstand feiern sie nun am Samstag (29.7.) an eindrucksvoller Stätte: Im Rahmen der Sommerkonzerte der Stadt Palma spielt Posidònia um 21.30 Uhr im Castell de Bellver. Das Bühnenbild wird von Joan Costa gestaltet.

Mallorca schätzt die eigene Musik nicht

In Zukunft will die Band aber nicht nur zu Messen und zu besonderen Anlässen antreten. „Wir planen, das Projekt ernst zu nehmen", sagt Pastor. Für die diesjährige Womex im polnischen Katowice sei es ohnehin zu spät, sagt Labelchef Sancho. Das Kulturinstitut Illenc werde dort aber einen Stand haben, auf dem das Album präsentiert wird.

Die Förderung der eigenen Musik ist ein Thema, bei dem Pastor und Elka politischen Handlungsbedarf sehen. „Im Zuge der Wirtschaftskrise wurde viel Förderung gekürzt. Bei den Dorffesten treten ja kaum noch professionelle Bands mit mallorquinischer Folkmusik auf", sagt Elka. „Dabei ist unsere Kultur das Einzige, was uns vom Rest der Welt unterscheidet. Wenn wir ihr keinen Platz geben, haben wir ein Problem."

Touristen lieben den Folk

Dabei wüssten gerade auch Touristen die traditionelle Musik zu schätzen. „Wir merken das bei Auftritten mit unseren anderen Bands. Die Urlauber bleiben stehen und genießen die Musik. Leider bekommen sie selten die Chance, diese Lieder zu hören. Obwohl es ja durchaus Qualität auf der Insel gibt." Man wolle mit Posidònia die Musik „von Mallorca aus in die Welt tragen", so Marta Elka.

Kurioserweise klappt das im Ausland besser als auf dem spanischen Festland. „Auf dem Festland haben wir bislang höchstens in Katalonien gespielt. Und selbst da nur auf Folklore-Messen", sagt Pastor. Es sei ja auch nicht verkehrt, in Tracht ball de bot zu tanzen, ergänzt Elka. „Aber wenn die Musik bei den Menschen ankommen soll, dann müssen wir sie dahin tragen, wo die Menschen sind, die nicht ohnehin mit unserer Kultur vertraut sind."

Posidònia, Castell de Bellver, 29.7., 21.30 Uhr, Karten VVK 12 Euro (AK 15 Euro). Vorverkaufsstellen unter www.palmacultura.cat