Das erste Mal auf Mallorca war er 1967. Tom Jones trat im legendären Nachtclub Tagomago in Porto Pi auf. Schon damals sang er seinen Welthit „It's Not Unusual", bei dem damals schon Frauenslips auf die Bühne flogen. Zumindest, wenn er in New York auftrat. Auf Mallorca flogen allenfalls Taschentücher. Aber immerhin. Am 20. Juli kommt er wieder. Diesmal tritt er in Port Adriano auf. „It's Not Unusual" wird er wohl wieder singen. Es wird erst das zweite Mal sein, dass Jones auf Mallorca auftritt.

Dass der 1940 als Thomas John Woodward in der walisischen Kleinstadt Pontypridd als Sohn eines Bergarbeiters geborene Künstler so gut bei Frauen ankam, lag nicht nur an seinem unverfälscht machohaften Auftreten mit engen Hosen, Goldketten und besonders weit nach unten geöffneten Hemdknöpfen. Eher noch waren dafür sein „animalisches Knurren in der Stimme" und die „lang gezogenen klaren Töne, eine Art Geheul am Ende", verantwortlich, wie die Zeitung „Welt" im vergangenen Jahr anlässlich des Erscheinens seiner humorvollen und selbstironischen Biografie „Over The Top And Back" (Heyne, 544 Seiten, 24,99 Euro) bemerkte. Es verwundert denn auch nicht, dass Tom Jones den Spitznamen „Tiger" bekam.

Der Waliser hat es geschafft, sich seine markante Stimme noch mit 77 Kerzen auf der Geburtstags­torte und nach 100 Millionen verkauften Tonträgern zu erhalten.

Mit seinem Auftritt im Yachthafen Port Adriano beginnt die Reihe der schon traditionellen Sommerkonzerte, an denen in den letzten Jahren Größen wie Roger Hodgson von Supertramp oder die US-amerikanische Disco-Sängerin Gloria Gaynor teilgenommen haben. Nach dem Waliser kommt am 25. 7. der Jazz-, Soul- und Funk-Sänger George Benson, am 4. August findet eine Nineties-Party unter anderem mit der schwedischen Dance-Band Ace of Base statt.

Jones' Auftritt wird einer von vielen sein, die er dank seiner guten Gesundheit seit Jahren hat. Diese war ihm nicht immer beschert gewesen. Mit zarten zwölf Jahren litt er an Tuberkulose, die er nur knapp überlebte. 1957 heiratete der Schulabbrecher und Legastheniker, da war er gerade 16 Jahre alt, Linda, sein Sohn Mark kam ein Jahr später zur Welt. Linda ertrug Jones' selbst für die Popbranche unüblich vielen Affären mit Groupies (seine Garderobe wurde zeitweise „die Werkbank" genannt) und lebte mit ihm in den letzten Jahrzehnten in einer Villa in Los Angeles. Sie starb im vergangenen Jahr.

Tom Jones war Mitglied einer Band namens „The Senators", als er Mitte der 60er-Jahre in London einen Plattenvertrag erhielt. Mit dem nur zwei Minuten dauernden Song „It's Not Unusual" erlangte er aus dem Stand Starstatus auch in den USA, wo er einen Grammy als bester Newcomer ergatterte - und das auf Augenhöhe mit Weltstars wie Frank Sinatra („The Voice"/1915-1998) oder Elvis Presley (1935-1977), die er persönlich kennenlernte.

Der King of Rock?'n'?Roll himself habe ihn mal neidisch gefragt, was ihn denn so standhaft mache, so Jones in einem Interview. Er habe gesagt, dass nicht Drogen, sondern seine Frau Linda dafür verantwortlich sei. Wobei bekannt ist, dass sich Tom Jones legalen Drogen wie dem Alkohol immer schon überdurchschnittlich stark hingab.

Tom Jones gelang in den Endsechzigern und Anfangssiebzigern ein Hit nach dem anderen - „Green, Green Grass of Home", „What's New Pussycat", „Help Yourself" und vor allem „Delilah". Er bewegte sich mit traumwandlerischer Sicherheit in Genres wie Pop, Soul oder sogar Country - und das immer viril und extrovertiert. Der Ex-Staubsaugervertreter wurde reich und kaufte sich einen Rolls Royce nach dem anderen.

Mitte der 70er-Jahre kam mit dem Aufkommen der Funk- und Disco-Musik der Absturz des Sängers. Jones musste sich in Shows im Spielerparadies Las Vegas verdingen.

Doch nach der Durststrecke legte Tom Jones 1987 mit dem Song „A Boy From Nowhere" ein unerwartetes Comeback in die Charts hin, das er mit dem Cover des Prince-Stücks „Kiss" ­unterfütterte. Der Waliser umgab sich fortan mit jungen Künstlern wie Robbie Williams, um auch das nicht allzu gesetzte Publikum für sich zu gewinnen. Mit den „Cardigans" performte Jones 1999 im Duett den Talking-Heads-Hit „Burning Down The House". Im gleichen Jahr gelang dem schon ergrauten „Tiger" dann ein Scoop, der sich gewaschen hatte: Mit dem Lied „Sex Bomb" fasste er nicht ohne Selbstironie sein Selbstverständnis zusammen, das ihn in seinen jungen Jahren zum Wow-Sänger gemacht hatte, der Erfolg bei Frauen hatte.

Das Konzert beginnt um 22 Uhr. Die Preise liegen zwischen 40 und 250 Euro. Tickets erwerbbar unter portadriano.koobin.com