Als Gabriel Casas im Jahr 1918 in seine Heimatstadt Barcelona zurückkommt, findet er eine veränderte Metropole vor. Fünf Jahre zuvor war er nach Argentinien und später Uruguay gezogen, um dem Militärdienst zu entgehen. Zurück in Katalonien, hat sich die Stadt zu einem Refugium für internationale Künstler ent­wickelt. Casas stürzt sich in das neue Leben, wird Presse­fotograf und spezialisiert sich auf Sportfotografie.

Seine wichtigste Schaffens­phase aber beginnt ein Jahrzehnt später. Von der erzählt die Ausstellung „Gabriel Casas. Fotografia, informació i modernitat", die seit Donnerstag (16.3.) im CaixaForum in Palma zu sehen ist. Die Schau behandelt den Zeitraum ab 1929, als mit dem Beginn der Wirtschaftskrise auch Spa­nien in ein turbulentes Jahrzehnt hinein­steuerte. Und sie endet 1939 mit dem Beginn der Diktatur von Francisco Franco.

Sozialreportagen und Porträts

Es ist ein Jahrzehnt, in dem sich Casas, bedingt durch die politischen Entwicklungen, zum Fotografen für Sozialreportagen entwickelt und dadurch zu einem der wichtigsten spanischen Vertreter der Bewegung des „Neuen Sehens" avanciert. Aber auch Elemente der Dokumentarfotografie und des Surrealismus finden sich in seinen Arbeiten. Wie viele Fotografen seiner Zeit hegt er ein spezielles Interesse für die Porträtfotografie.

Er arbeitet für renommierte spanische und katalanische Zeitschriften jener Zeit wie etwa „D´Ací i d´allà", „­Imatges", „Revista Ford" und „AC". Während des Spanischen ­Bürgerkriegs wechselt er zur katalanischen Regionalregierung und arbeitet im Kultur- sowie im Propagandaministerium. Nach dem Krieg wird er zu einer Haftstrafe verurteilt und darf nicht mehr als Pressefotograf arbeiten. Er wechselt daraufhin in die Werbe- und Industriefotografie.20.000 gerettete Fotos

Die über 140 Bilder der Ausstellung stammen aus dem Katalanischen Nationalmuseum, dem Katalanischen Nationalarchiv und dem Fundus der Stiftung „La Caixa". Sie sind Teil einer Sammlung von 20.000 Bildern, die gerettet werden konnten, nachdem 1939 viele seiner Fotografien beschlagnahmt wurden oder durch zahlreiche Umzüge seines Fotolabors in den darauffolgenden Jahren verloren gegangen sind.

Neben den Fotos werden auch persönliche Gegenstände des Fotografen ausgestellt sowie Zeitschriften, Bücher, Postkarten und Fotomontagen aus jener Zeit. Sie machen deutlich, wie einflussreich ­Gabriel Casas auch unter seinen Kollegen war.

Gabriel Casas. Fotografia, informació i modernitat, 1929-1939, CaixaForum Palma, Plaça de Weyler, 3, bis 4.6.