PATRICK SCHIRMER SASTRE Wenn Teufel über Straßen und Plätze wetzen, begleitet von einer laut singenden Menschenmenge, dann ist es wieder so weit: Am 17. Januar feiert die Insel Sant Antoni. Die Dörfer mit der größten Tradition sind Sa Pobla, wo das Fest bereits im Jahr 1365 dokumentiert ist, sowie Artà und Manacor. Aber auch in Capdepera, Son Servera, Muro und Colònia de Sant Pere lässt sich gut feiern. Der Erfolg hat dazu geführt, dass sich mittlerweile auch in anderen Dörfern der Insel abgespeckte Versionen von Sant Antoni finden.

Vielerorts gibt es schon im Vorfeld des eigentlichen Feiertags zahlreiche Gelegenheiten zur Einstimmung. So wurden in Sa Pobla dieser Tage die Teufel für 2018 gewählt, in Manacor gab es erste Tänze. Die wirklich intensive Phase beginnt aber am Montag (16.1.), dem Vorabend zum Fest, den so­genannten revetles. Besonders früh geht der Vorabend in Artà los. Dort trifft man sich bereits um 8 Uhr morgens zu heißer Schokolade. Um 9 Uhr beginnt der Umzug mit ­Musik und Teufeln. Da die Feierlichkeiten erst am Abend weitergehen, ziehen viele nach dem Mittagessen ins benachbarte Capdepera, wo die Teufel um 15 Uhr die Straßen säumen. In Sa Pobla sind die Teufel ab 14.30 Uhr unterwegs, in Manacor eine Viertelstunde vorher.

Überblick: Hier feiert Mallorca

Erinnert wird bei den Feierlichkeiten an Sant Antoni Abad, (Antonius der Große). Der wurde im dritten Jahrhundert in Ägypten geboren. Der Legende nach verlor er im Alter von zwanzig Jahren seine Eltern, verschenkte daraufhin seinen Besitz und suchte in der Wüste die Einsamkeit. Dort erschien ihm in Visionen mehrere Male der Teufel und forderte seine Standhaftigkeit heraus. Sant Antoni entsagte den Versuchungen und wurde stolze 105 Jahre alt.

Der religiöse Aspekt wird am Montagabend mit den completes zelebriert. Die Menschen pilgern in die Kirchen, wo das Leben des Heiligen besungen wird. In Artà beginnt der Gottesdienst um 19 Uhr in der Capella Sant Antoni. Manacor besingt Sant Antoni um 19.30 Uhr in der Kirche Mare de Déu dels Dolors. In Sa Pobla geht der Umzug vom Rathaus zur Kirche um 19.45 Uhr los, wo die completes um 20 Uhr beginnen. Jedes Dorf hat seine eigenen Lieder. Die Tradition der Musik zu Sant Antoni reicht weit über die Insel bis nach Katalonien und Italien.

Nach den completes beginnen in den Dörfern die Lagerfeuer, foguerons, die praktisch an jeder Straßenecke entzündet werden und die wohl auf heidnische Winterfeste zurückgehen. Es wird viel Fleisch gegrillt, das mit Brot gegessen wird. In Manacor werden zudem große Figuren aus Pappmaché verbrannt, die zuvor am Nachmittag besichtigt und am Abend mit Preisen ausgezeichnet werden.

Ein besonderes Highlight findet um 21.30 Uhr in Sa Pobla statt, wo auf der Plaça Major ein Spektakel mit Musik und Feuerwerk steigt. Traditionalisten bemängeln hier zwar ein unnötiges Aufbauschen zum Event, dem regen Zulauf aber tut das keinen Abbruch. Musik und Tanz, unter anderem auch von den dimonis, gibt es bis weit nach Mitternacht in allen Dörfern.

Sant Antoni ist zugleich Schutzpatron der Tiere. So soll er in der Zeit seiner Einsiedelei ein kleines Schwein aufgepäppelt haben, das fortan zu seinem treuen Begleiter wurde. Der Dienstag (17.1.) steht deshalb im Zeichen der traditionellen Tiersegnungen. Im Carrer Sant Miquel in Palma werden die beneïdes bereits seit dem 16. Jahrhundert abgehalten. Die Prozession dahin beginnt um 10 Uhr an der Kathedrale La Seu. In Artà startet um 11 Uhr ein Umzug mit Tieren und Umzugswagen. In Manacor beginnen die beneïdes um 11 Uhr, in Muro um 15 Uhr. Eine halbe Stunde später als in Muro werden in Sa Pobla die Tiere gesegnet. Im Anschluss folgt eine Umzug durchs Dorf.

Eine mallorquinische Form des bayerischen und österreichischen Maibaumkraxelns wird am Dienstag in Pollença und Port de Pollença zelebriert. Wagemutige können hier auf etwa 20 Meter hohe Kiefern klettern. Um 13.30 geht das Vergnügen in Port de Pollença an der Plaça Miquel Capllonch los. Am frühen Abend wiederholt sich das Schauspiel an der Plaça Vella in Pollença.