In einem Punkt hat Mallorca gegen Sylt und Hiddensee klar verloren: Die Songs, die über die anderen beiden Inseln („Die Ärzte „Westerland", Nina Hagen „Du hast den Farbfilm vergessen") verfasst wurden, sind ungleich besser als das, was - zumindest von deutschen Komponisten - über sa roqueta verfasst wurde (Perlen wie „Scheiß drauf! Malle ist nur einmal im Jahr" von Peter Wackel).

Ansonsten aber steht Mallorca den beiden anderen Inseln in der Kategorie „von Wasser umgebene Landmasse" in der Beliebtheit bei deutschen Touristen in nichts nach. Wie es zu der Popularität des Urlaubs auf den drei Eilanden gekommen ist, wird ab diesem Donnerstag (26.5.) im LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop (Kreis Recklinghausen) untersucht. Unter dem Titel „Reif für die Insel - Tourismus auf Sylt, Hiddensee und Mallorca" erzählen Fotografien, Plakate, Bademode und alte Reiseführer die Geschichte einer Faszination. Vor allem drei Fragen stehen für die Ausstellungsmacher im Mittelpunkt: Wie wurden die Inseln entdeckt? Wer fuhr und fährt aus welchen Gründen dorthin? Welche Folgen hat der Tourismus für die Zielorte?

Der Zwiespalt zwischen spektakulärer Landschaft und der vermeintlich unberührten Natur einerseits sowie der Exzesse und dem Billigtourismus wie etwa am Ballermann andererseits nimmt einen großen Teil des Abschnitts über Mallorca ein. Vielleicht am eindrucksvollsten präsentiert ihn die Fotografin Brigitte Kraemer mit ihrer Fotoserie „Zwei Seiten der Insel Mallorca", die in Schwarz-Weiß-Aufnahmen das ländliche Mallorca und in Farbbildern den Spaß rund um die Playa und S´Arenal dokumentiert.

Auch der Inselrat hat zu der Ausstellung beigetragen und vier Gemälde geliehen, die bisher als Teil der Ausstellung „Un paisatge observat" im Museu de Pollença zu sehen waren. Es handelt sich um Landschaftsbilder von vier

mallorquinischen Malern aus den Anfangsjahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Diese werden mit aktuellen Fotografien derselben Landschaften ausgestellt.

Die Geschichte des Tourismus wird hingegen unter anderem anhand von TUI-Katalogen ab den 50er-Jahren dargestellt. Besonders auffällig: Zwischen 1987 und 2002 hat sich die Ästhetik nur unwesentlich verändert. Das Museum hatte im vergangenen Jahr Mallorca-Besucher aufgerufen, persönliche Stücke für die Ausstellung zur Verfügung zu stellen. Ihre persönlichen Geschichten werden zudem in Video-Interviews erzählt.

Die Ausstellung begleiten mehrere Vorträge und Veranstaltungen: So liest der bekannte Fußballreporter Manni Breuckmann am 3. Juni um 19.30 Uhr aus seinem Mallorca-Krimi „Schnee am Ballermann" (Eintritt zum Vortrag 12 Euro, eine Reservierung unter Tel.: +49 23 63 97 07 10 ist erforderlich). Die Ausstellung ist bis zum 19. März 2017 zu sehen.