Die nicht nur in Deutschland, sondern international überaus aktive Stiftung für Kunst und Kultur in Bonn engagiert sich seit Jahren auch auf Mallorca. Am kommenden Samstag (21.5.) eröffnet sie im Kulturzentrum Sa Nostra (C/. Concepció, 12) in Palma ab 20 Uhr die Ausstellung „Contrastes". Zu sehen sind bis Ende Juli sehr unterschiedliche Bilder zweier deutscher Malerinnen und eines Mallorquiners.Die Künstlerin Johanna Hess lässt farbige Felder und Streifen aufeinanderprallen, während die in Rumänien geborene Csilla Kudor, die bei Markus Lüpertz gelernt hat, fotorealistische Materialstudien anfertigt, etwa wenn sie Marilyn-Monroe-Porträts mit zerknüllten Einkaufstüten kombiniert. Der Mallorquiner im Bunde, Mariano Mayol, beschäftigt sich hingegen sowohl abstrakt als auch historisch mit dem Meer. Gegensätze ziehen sich an - so hätte vielleicht auch der Titel dieser Ausstellung lauten können. Wir sprachen telefonisch mit Stiftungspräsident Walter Smerling.

Herr Smerling, mit „Contrastes" bringen Sie drei Künstler nach Palma, die erst einmal nichts miteinander zu tun haben. Warum passen sie trotzdem in eine Ausstellung?

Alle drei sind Künstler, deren Werke wir schon in Bonn ausgestellt haben. Als Mariano Mayol dort gezeigt wurde, haben wir ausgemacht, auch in Palma eine Ausstellung zu machen. Schließlich beschlossen wir, dieses Experiment zu wagen. Ja, wir haben drei Künstler ausgewählt, die sehr unterschiedliche Positionen haben.

Anders gefragt: Was verbindet die drei Künstler?

Es sind jüngere Positionen, die gezeigt werden. Alle drei sind Maler, die sich mit Kontrasten auseinandersetzen. Bei Johanna Hess ist es ein Fest der ­Farben, ihre Farben treten in einen Kontrast zueinander. Csilla Kudor untersucht in ihren fotorealistischen Bildern die Kontraste unterschiedlicher

Gesellschaften und Kulturen. Und Mariano Mayol beschäftigt sich mit den Kontrasten in der

Kartografie. Zugleich sagen alle drei viel über den aktuellen Stand der Malerei aus.

Ihre Stiftung engagiert sich seit Jahren auf Mallorca und hat auf der Insel schon einige große Ausstellungen­ organisiert, zuletzt die China 8-Fotos im Casal Solleric

Uns ist es seit Jahren ein Anliegen, das kulturelle Niveau auf der Insel zu fördern und den Stellenwert der Kultur auf Mallorca zu erhöhen. Fun, food and shopping sind zwar unterhaltsam, aber das kann nicht alles sein. Uns ist es wichtig, der Kulturmüdigkeit der Menschen entgegenzutreten. Wir machen Angebote, die nicht verpflichtend sind und die bisher sehr intensiv angenommen worden sind. Zudem bieten wir rein privates Engagement, ohne öffentliche Gelder.

Was könnte in der mallorquinischen Kulturszene verbessert werden?

Uns geht es darum, den Dialog zwischen den Menschen zu fördern. Es gibt so viele Kriege, Abgas-Skandale, so viele Probleme. Künstler schaffen Momente, die man mit Geld nicht bezahlen kann. Sie sprechen die Sinne an. Unser Wunsch ist es, dass Menschen zusammenkommen, die sonst nichts miteinander zu tun haben würden.

Wie stellen Sie sich das Engagement der Stiftung für die kommenden Jahre auf Mallorca vor?

Wir werden auf jeden Fall weitermachen. Bisher haben wir nur gute Erfahrungen gemacht. Eines unserer Ziele ist es, die Räume langfristig zu nutzen. Es gibt Pläne, Ausstellungen an Orten wie dem Museum Es Baluard oder dem Casal Solleric zu machen. Allerdings haben wir zu den neuen Verantwortlichen dort noch keinen Kontakt. Fest steht: Es gibt in der Stiftung ein großes Interesse, den Austausch mit Mallorca voranzutreiben. Viele unserer Mitglieder haben Häuser auf Mallorca,

und es werden immer mehr, die dahin reisen.

Inwieweit werden die Planungen auch die Förderung von jungen Künstlern etwa durch Stipendien beinhalten?

Das sind sicherlich interessante Gesichtspunkte, die in der Zukunft eine Rolle spielen können. Zunächst haben wir aber andere Pläne.

Die da wären?

Ich träume davon, Mallorca in ein urbanes Museum zu verwandeln. Ich möchte jedes Jahr einen Künstler einladen, der einen Platz bekommt, auf dem er ein dauerhaftes Kunstprojekt gestalten kann. Stellen Sie sich vor: Wenn wir das zehn Jahre lang machen, haben wir überall auf der Insel Kunstorte auf der Straße, die für jedermann zugänglich sind. Wir haben mit Tony Cragg auch schon einen Vertrag über die Einrichtung von Kunstwerken unterschrieben. Das war allerdings noch zu Zeiten der Vorgänger-Regierung. Mit den aktuell Verantwortlichen sind wir noch nicht zusammengekommen, um das umzusetzen.