Es dürfte das stimmungsvollste und zugleich umfangreichste Festival auf Mallorca sein: das Festival Internacional de Música de Deià, das die Besucher neben der Musik vor allem durch den Ort der Konzerte im ehemaligen Herrschaftssitz des Erzherzogs Ludwig Salvator in Son Marroig in seinen Bann zieht.

Am Donnerstag (12.5.) beginnt der bis Ende September dauernde Konzertmarathon mit 18 Terminen in diesem Jahr, die - und das ist neu - diesmal alle in Son Marroig hoch über dem Meer stattfinden. Der umtriebige Organisator und Klavierlehrer am Konservatorium in Palma, Alfredo Oyáguez, hat ein breites Programm auf die Beine gestellt und arbeitet bereits an der 40. Ausgabe der Konzertreihe im Jahr 2018.

Oyáguez nutzt diesmal mehrere Abende des Festivals für eine persönliche Hommage. In Gedenken an seinen tschechischen Klavierlehrer Ivan Moravec, der im vergangenen Juli im Alter von 84 Jahren verstorben war, lässt der Madrilene vier Piano-Konzerte unter dem Titel „The Ivan Moravec in memoriam Piano Series" laufen. „Er war einer der größten Pianisten des 20. Jahrhunderts, er hat mich geprägt", erzählt Oyáguez, der von 1990 bis 1992 Unterricht bei Moravec erhielt. Und das war mehr als nur Notenpauken und Vorspielen. „Wir waren oft stundenlang in seinem Haus zugange und spielten bis in die Nacht hinein. Die Stunden endeten dann mit einem edlen Wermut."

Moravec war neben seinen brillanten Interpretationen vor allem dafür bekannt, dass er sich nicht verbiegen ließ. Bei einer Konzertreise in den USA hatte er die Chance, mit der Koryphäe ­George Szell und dem in den 60er- und 70er-Jahren erstklassigen Sinfonieorchester von Cleveland Beethoven zu spielen. Szell wollte von Moravec Änderungen in dessen Interpretation. Moravec weigerte sich und sagte das Konzert ab.

Derartiges ist in Deià nicht zu erwarten. Vier junge aufstrebende Pianisten werden an Moravec erinnern. Den Auftakt macht Moye Chen am nächsten Donnerstag (12.5.). Der Chinese, der in Madrid am Konservatorium studiert, war Oyáguez beim Internationalen Klavierwettbewerb in Las Rozas aufgefallen, wo er den zweiten Preis bekam. Oyáguez saß in der Jury und sagt: „Chen hat mir viel besser gefallen als der Sieger." So ähnlich lief es auch bei der Japanerin Ayaka Shigeno, die Oyáguez beim internationalen Euregio-Piano-Wettbewerb im nordrhein-westfälischen Geilenkirchen hörte, wo er ebenfalls Jurymitglied ist. „Sie wurde nur Dritte, war aber meiner Meinung nach mit Abstand die Beste." Kurz entschlossen engagierte Oyáguez auch Shigeno, die das vorletzte Konzert geben wird (22. September).

Ein weiterer Höhepunkt des diesjährigen Festivals ist der Auftritt von Lyda Chen Argerich an der Viola. Die Streicherin ist die Tochter der berühmten schweizerisch-argentinischen Pianistin Martha Argerich (26. Mai). Eine richtige Familienangelegenheit wird das „Wallen Concert" am 15. September, wenn der auf der Insel lebende Bass Martti Wallen gemeinsam mit seinem Sohn, dem Tenor Herman Wallen, Lieder von Schubert, Kilpinen und anderen vorträgt. Am Klavier sitzt dann die russische Pianistin Lena Sorkina.

Festivalorganisator Oyáguez liegt auch in diesem Jahr einiges daran, dass mehrere seiner he­rausragenden Schüler die Chance bekommen, vor großem Publikum aufzutreten. Vier Konzerte werden daher von seinen Schützlingen am Konservatorium bestritten, ein weiteres von zwei international aufstrebenden Nachwuchsstars: der deutschstämmige Cellist Philip Graham und die Akkordeonspielerin Heidi Luosojarvi aus Finnland von der Musikhochschule Folkwang in Essen stehen am 2. Juni auf der Bühne.

Die Konzerte finden vom 12. Mai bis 29. September in Son Marroig statt. Eintritt: 20 Euro, Studenten: 10 Euro. Karten unter 678-98 95 36 oder unter concerts@dimf.com. Einige der Konzerte werden am Tag darauf im Palau March in Palma kostenlos wiederholt. Infos: www.dimf.com