Es herrscht absolute Dunkelheit im Raum. 25 Zuschauer sitzen bequem auf Stühlen und hören sich die Band an, die in einem Nebenraum spielt. Das ist das Prinzip der Konzertperformance „Cambra Obscura" der Band Forces Elèctriques d´Andorra (F/E/A), die am 29. und 30.1. in Sa Possessió aufgeführt wird.

Die fünf Musiker aus Palma spielen langsame, instrumentale, schwere Rockmusik. Unter den vielen Einflüssen nennen sie Bands wie Swans oder Godspeed You! Black Emperor. Die Band heißt wie der einzige Stromversorger des kleinen Pyrenäenlandes. „Eigentlich würde man denken, dass eine Firma klagt, wenn eine Band ihren Namen übernimmt", sagt Tomeu Canyelles, der Gitarrist. „In Andorra fanden sie es aber witzig."

Ein Prinzip der Band lautet, bei den Konzerten keine Projektionen zu benutzen. F/E/A hat die visuelle Komponente immer weiter reduziert, bis zu dem Punkt, an dem kein Licht mehr zu sehen ist. „Uns hatten viele Leute gesagt, dass unsere Musik wie ein Soundtrack zu einem Film klingt", sagt Schlagzeuger Joan Cabot. „Also haben wir uns überlegt, dass jeder mit uns seinen eigenen Film sehen kann."

Vor einem Jahr hat die Band „Cambra Obscura" erstmals aufgeführt. „Wir haben danach den Leuten die Möglichkeit gegeben, ihre Erfahrungen während des Konzerts mitzuteilen, nahmen Videos auf und legten Hefte zum Schreiben aus." Die Band war überrascht von der Vielfalt der Reaktionen. Manche sprachen etwa von einer Reise zum Mittelpunkt der Erde. Andere, dass sie Trauer empfanden. Statt eines kollektiven Events wurde das Konzert zu einer individuellen Erfahrung.

Aber F/E/A haben noch einen anderen Grund, um Musik im Dunkeln zu spielen. „Wir wollten die Musik wieder auf ihre Essenz zurückführen. Heute geht es häufig mehr um das Image als um die Songs", sagt Cabot.

Um die Zuschauer nicht zu strapazieren, dauern die Shows bei „Cambra Obscura" nur 25 Minuten. „Wenn die Leute länger in einem dunklen Raum sind, könnte es sein, dass sie nervös werden. Das wollen wir verhindern." Das wirke sich auch auf die Musik aus, sagt Bassist Llorenç Balaguer. „Unsere normalen Konzerte sind, wie einen Laster voller Trümmer zu fahren. Unkontrolliert. Bei Cambra Obscura sind wir vorsichtiger. Hier fahren wir einen Schulbus." Da die Band an beiden Abenden mehrere Sets spielt, kann man nach der Performance im Dunkeln auch in den Nebenraum gehen und sich das Ganze noch einmal bei Licht angucken.

Dass die Band nicht alle Konzerte im Dunkeln spielt, liegt auch an dem organisatorischen Aufwand. „In Sa Possessió haben wir die Möglichkeit, uns den Raum so aufzubauen, wie wir es brauchen. Das geht in anderen Clubs nicht. Es ist schwerer, als man denkt." Im Theater CCCB Barcelona haben sie „Cambra Obscura" auch schon mal gespielt - vor 250 Zuhörern. „Es hat uns überrascht, dass es auch in diesem größeren Format klappt", sagt Cabot.

Cambra Obscura, F/E/A, 29./30.1., Sa Possessió, 6 Euro, Anmeldung unter forceselectriques@gmail.com