„Ich glaube, viele Menschen haben eine falsche Vorstellung von dem, was zeitgenössischer Tanz ist", sagt Catalina Carrasco. „Sie denken vielleicht an Ballett oder haben Angst, dass sie nicht in der Lage sind, das Gezeigte intellek­tuell zu erfassen. Dabei geht es beim Tanz vor allem um das Gefühl. Das was ich in einem Tanz sehe und spüre, kann jemand anderes ganz anders empfinden."

Diesem falschen Bild will die mallorquinische Tänzerin entgegenwirken. Bereits zum dritten Mal hat Carrasco die künstlerische Leitung von „Palma amb la Dansa" inne, das bis zum 26. April läuft. „Es ist die einzige Gelegenheit, qualitativ hochwertige, internationale Tanzgruppen auf den Balearen live zu sehen." Unter ihrer Leitung ist das Festival, das zum spanienweiten Festival­netzwerk für zeitgenössischen Tanz „Acieloabierto" gehört, internationaler geworden. Carrasco verfügt dieses Jahr mit 40.000 Euro über ein doppelt so hohes Budget wie noch vor zwei Jahren - sie sieht das als Anerkennung für ihre Arbeit.

Eingeladen sind 14 Gruppen und Künstler. Dieses Jahr soll ein Fokus auf Tänzer gelegt werden, die von Inseln kommen. Ihr Stil sei durch die Insellage häufig persönlicher und emotionaler als bei Tänzern vom Kontinent, sagt Catalina Carrasco. „Gleichzeitig haben sie viel mehr Schwierigkeiten, ein breites Publikum zu finden." Nicht nur von den Balearen kommen die Gruppen, wie AuMents oder Lucia de Miguel & Emilio Roig. Aus Sizilien stammt das Ensemble Zappalà Danza, von der griechischen Insel Syros das Akropoditi Dancetheatre und von den Kanaren der letztjährige Gewinner des spanischen Tanzpreises Premio Nacional de Danza, Daniel Abreu, das Highlight der diesjährigen Ausgabe. Etliche von ihnen werden am Donnerstag (19.4.) im Museum Es Baluard um 19.30 Uhr an einer Podiumsdiskussion zum Thema Tanz auf europäischen Inseln teilnehmen.

Ansonsten setzt das Festival auf Vielfalt. Vom Flamenco inspirierte Acts finden sich ebenso wie zirkusnahe Künstler. Der einzige deutsche Beitrag, die Bielefelder Combo Tchekpo Dance Company setzt hingegen auf einen afrikanisch inspirierten Stil. Carrasco betont die engen Bande zu Deutschland. Zum einen seien da die vielen deutschen Besucher, unter ihnen auch Profis. Zum anderen habe sie durch ihre Arbeit als Tänzerin in Deutschland viele Kontakte zu der dortigen Szene.

Eines der wichtigsten Ziele für Carrasco ist es, die Menschen auf der Straße für den zeitgenössischen Tanz zu begeistern. Viele der Vorführungen des Festivals sind deshalb kostenlos und finden im öffentlichen Raum statt. Gerade Männer seien zurückhaltend, wenn es um Tanz geht. „Es gibt aber immer mehr männliche Tänzer. Vielleicht können wir damit andere Männer begeistern. Zeitgenössischer Tanz ist sehr hart, sehr körperlich. Darauf stehen Kerle doch."

Auch über Workshops sollen die Menschen für den Tanz begeistert werden. Die gibt es sowohl für Profis und Halbprofis, wie etwa den der italienischen Tänzerin Nicoletta Cabassi, aber auch für das ganz normale Publikum. Einen solchen leitet auch Carrasco selbst. „Bei meinen Workshops lernt man neben physischem Training vor allem, wie man mit dem eigenen Körper und dem Körper des anderen mittels Bewegung kommuniziert."

Ebenfalls will Carrasco den Austausch mit anderen künstlerischen Disziplinen anstoßen. So werden die Fotografieschüler der Escuela Superior de Arte y Diseño alle Auftritte fotografieren und am 25. und 26. April im Teatre Municipal Xesc Forteza ausstellen. Ebenso gibt es einen Videowettbewerb, bei dem das Publikum vierminütige Auf­nahmen von den Shows hoch­laden kann.

http://www.palmaambladansa.wordpress.com

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