Es ist das Bunte in Formvollendung, was hier der Hingucker ist. Was diese Räume erhellt und fröhlicher macht. Hier, das ist das Museum Fundació March in Palma, wo nach Josef Albers im vergangenen Jahr erneut ein Bauhaus-Pionier mit einer Schau geehrt wird: Max Bill (1904- 1994). Beleuchtet wird das malerische Werk des geometrieverliebten Schweizers, der auch Bildhauer, Architekt und Designer war. Immerhin 120 Sieb­drucke hat sein Sohn Jakob für die Schau „Max Bill: obras de arte multiplicadas como originales (1938-1994)" ausgesucht, um den Besuchern die künstlerische Gedankenwelt des Vaters nahezubringen. Es ist die erste Ausstellung mit Werken von Max Bill auf Mallorca. In Spanien waren einige Arbeiten des bereits in den 20er Jahren in die Bauhaus-Welt eingetauchten gelernten Silberschmieds zuletzt in Madrid und Barcelona gezeigt worden.

Max Bill war kein abstrakter Künstler, sondern ein Anhänger der von Theo van Doesburg propagierten sogenannten konkreten Kunst. Diese abstrahiert ausdrücklich nicht etwa von Landschaften, sondern ist allein der Form als solcher verhaftet und hat mit äußerlichen Einflüssen nichts zu tun. „Er ordnete Farben und Formen in Bild-Serien mathematisch an, blieb aber nicht stur, sondern ließ auch dem Spielerischen Raum", sagt sein Sohn Jakob. Der 72-jährige Leiter der seinen Vater in Ehren haltenden Stiftung zeigt dabei auf Halb- und Viertelkreise einer Serie, die sich nicht auf logisch erwartbare Art „weiterbewegen", sondern auf einmal unerwartet antizyklisch positioniert daherkommen. „Er spielte mit Regeln."

Max Bill fand auch, dass Kunst nicht elitär sein darf, sondern für alle Menschen erschwinglich sein sollte. „Auch der mehrfach produzierte und signierte Siebdruck hatte für Max Bill den gleichen ideellen Wert wie das Original", sagt Manuel Fontana, Direktor des March-Museums. Durch Vervielfältigung würden möglichst viele Menschen in die Welt der Kunst einbezogen, diese also demokratischer. „Kunstwerke waren für ihn Gegenstände zum geistigen Gebrauch." Jakob Bill pflichtet Fontana bei: „Siebdrucke sind kein billiger Abklatsch." In dieser Hinsicht distanzierte sich der Schweizer von dem deutschen Philosophen, Kunst- und Literaturkritiker Walter Benjamin (1892-1940) und seinem Postulat, dass Kunstwerke per se durch Vervielfältigung an Wert verlören.

Den in Palma gezeigten Werken - sie entstanden zwischen 1938 und 1994 - wohnt bereits ein eigener Stil inne. „In Max Bills Bildern aus den 20er Jahren scheinen noch seine Lehrer Paul Klee und Wassily Kandinsky hervor", sagt Sohn Jakob. Als Student war Max Bill von ihnen an der Bauhaus-Akademie in Dessau 1927 und 1928 unterrichtet worden.

Mal verschließen sich die Farben ineinander, mal versuchen sie auszubrechen, mal wird alles durch weiße Formen unterbrochen. „Die Farbe Weiß spielte für meinen Vater eine große Rolle", so Jakob Bill. „Alles in allem kam es ihm auf die Vielzahl der Anordnungsmöglichkeiten an", wobei er auch die Farbkontraste im Auge behielt und den Härtegrad des Papiers - „vom Harten bis zum Zarten".

Schlichtheit, Funktionalität und klare Formen prägen auch das Werk von Max Bill jenseits der Malerei. Er entwarf Armband- und Küchen-Uhren für die Firma Junghans und Gebrauchsgegenstände wie etwa Kämme. Während seiner Zeit als Leiter der Hochschule für Gestaltung in Ulm in den 50er Jahren erfand er ein wohlgeformtes lehnenloses Sitzmöbel, das als Ulmer Hocker bekannt wurde.

Die Vielfalt der Formen und Farben, deren meist logische Verknüpfung und ab und zu spielerisch-anarchische Anwandlungen machen aus der Max Bill-Schau von Palma ein nicht nur sinnliches, sondern auch den Intellekt ansprechendes Erlebnis. Denn was scheinbar nichts mit dem, das in einer Serie auf einem anderen Bild vorkommt, zu tun hat, ist in der Regel sehr wohl damit verknüpft. Man muss nur kombinieren.

Das Museum Fundació March befindet sich in der Carrer Sant-Miquel, 11. Geöffnet ist es montags bis freitags von 10 bis 18.30 Uhr und samstags von 10.30 bis 14 Uhr. An Sonn- und Feiertagen geschlossen. Eintritt frei. Bis zum 30. Mai.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 26. Februar (Nummer 773) lesen Sie außerdem:

- Lasst uns mal ran: Junge Künstler nehmen Dinge selbst in die Hand

- Auf einmal war da dieses Buch: der Fund von Mercè Gambús