Am 18. November tritt im Auditorium in Palma erneut die einst von Ry Cooder produzierte und dann mit dem gleichnamigen Wim-Wenders-Film weltberühmt ­gewordene kubanische Formation Buena Vista Social Club auf. Von den ursprünglichen Mitgliedern sind schon etliche verstorben, mit an Bord ist aber wieder die legendäre Sängerin Omara Portuondo. Die andere weibliche Stimme, die an diesem Abend zu hören sein wird, ist die der 29-jährigen Idania Valdés.

Lange nichts mehr von Ihnen gehört, Omara.

Haben Sie denn keine Aufnahmen von mir?

Doch, doch. Ich meinte jetzt live.

Das kann nur daran liegen, dass wir nicht eingeladen wurden.

Das letzte Konzert ist jetzt ein Jahr her. Erinnern Sie sich?

Nun … Wir kommen jetzt wieder und hoffen, dass uns das Publikum erneut so gut aufnimmt wie damals, viel tanzt und Spaß hat. ­Probleme auf der Welt gibt es ja genug.

Sie erinnern sich nicht wirklich, stimmt´s? Es war im Auditorium …

Im Auditorium? Aber sicher doch, guter Saal. Wissen Sie, wo ich jetzt bin?

In Paraty, Brasilien.

Danach geht´s nach Mexiko, dann endlich nach Kuba, dort ziehen wir uns neue Schlappen an, und weiter geht´s nach Europa, in Länder, wo es verdammt kalt ist. Finnland zum Beispiel.

Machen Sie denn nie eine Pause, Omara?

Aber warum soll ich denn eine Pause machen? Meine Gesundheit erlaubt es mir, und ich blühe dabei auf. Schon wahr: Es ist relativ anstrengend. Aber das ist halt mein Part. So wie der Ihre es ist, mich anzurufen und sich mit mir zu unterhalten. Jetzt stelle ich Ihnen mal eine Frage …

Nur zu.

Bei Ihnen auf Mallorca gab es einen US-Schauspieler, der einen Saal hatte, der wie ein Schiff wirkte.

Michael Douglas.

Den meine ich. Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen. Gibt´s den noch?

Er hat Krebs, aber es geht ihm anscheinend wieder besser.

Oh. Jedenfalls ist mir dieser Saal sehr gut in Erinnerung geblieben (gemeint ist Costa Nord, Anm.d.Red.). Und dass es ein US-Amerikaner war, der sich da niedergelassen hatte. Es lebt sich gut in Spanien, nicht wahr?

Ja. Wobei er natürlich Millionär ist. Die leben überall gut.

Möchte man meinen. Die müssen sich jetzt aber auch ganz schön Sorgen machen, mit all diesen Geldgeschichten.

Omara, was steht diesmal Neues von Buena Vista Social Club zu erwarten?

Na, dass wir jetzt erstmals seit einem Jahr wieder auf Mallorca auftreten. Vamos a ver, mal schauen …

Ich werde gleich mit Idania Valdés sprechen, was halten Sie von ihr?

Zunächst einmal hat sie eine bemerkenswerte Vorgeschichte: Sie ist die Tochter vom Amadito Valdés, einem hervorragenden Percussionisten, der schon bei den ersten Buena-Vista-Aufnahmen dabei war. Wir arbeiten bereits seit Jahren zusammen, und sie hat schon einiges an Erfahrung gesammelt. So habe ich auch einmal angefangen, in den 40er Jahren.

Dann wünsche ich Ihnen also ein schönes Konzert heute Abend in Paraty und eine gute Reise. Danke für Ihre Zeit.

Aber gerne. Bis bald!

Die Vermittlung stellt das Gespräch auf das Zimmer 12 über.

Hallo Idania, wie ist das, mit jemandem wie Omara Portuondo auf der Bühne zu stehen?

Ziemlich heftig. Sie ist eine Art Aushängeschild der kubanischen Musik, und es ist sehr wichtig für mich, an ihrer Seite arbeiten zu können.

Was kann man von ihr lernen?

Unheimlich viel. Als Mensch und als Bühnenkünstlerin. Ich bin eigentlich Pianistin und habe mich erst nach der Ausbildung für den Gesang entschieden. Ich habe drei große Vorbilder: Ella Fitzgerald, die Brasilianerin Elis Regina und Omara Portuondo. Stellen Sie sich das mal vor: Ich habe das Privileg, mit einem dieser Vorbilder auf der Bühne stehen zu können.

Kann sie Ihnen irgendwelche Kniffe beibringen?

Ich weiß nicht, ob es Kniffe sind. Sie reißt die Menschen mit, und es wirkt alles so einfach. An den Stellen der Show, in denen wir nicht gemeinsam auftreten, schaue ich ihr meist von hinter der Bühne zu, um zu sehen, was sie an diesem Abend macht. Denn sie singt die gleichen Lieder immer anders. Obwohl ich sie schon lange kenne, rührt mich das noch immer manchmal zu Tränen.

Sie lebt die Musik.

Omara Portuondo besteht ganz aus Musik.

Woher mag dieser ´sabor´, dieser Esprit kommen?

Die Meisterschaft verdankt sie ihrer langen Erfahrung. Ihr sabor hingegen ist etwas Natürliches, das mit ihr auf die Welt kam. Was nicht geboren wird, wächst auch nicht, sagt man auf Kuba.

Es mag auch in der Familie liegen. Wie war es bei Ihnen?

Ja, in meinem Fall war die Familie natürlich sehr wichtig. Schon mein Großvater war Klarinettist und Saxofonist, ein Pionier der kubanischen Orchesterformationen. Und da ist mein Vater, der für mich alles ist. Dank ihm bin ich Teil von Buena Vista Social Club. Als eine junge Frauenstimme gesucht wurde – da gibt es in Kuba sehr viele und sehr gute davon –, nahm man mich, weil ich die Tochter von Amadito Valdés bin.

Aber doch nicht nur deswegen.

Anfangs schon. Dass ich aber neun Jahre hinweg dabeigeblieben bin – das ist mein Verdienst. Das habe ich meiner Arbeit und meinem Talent zu verdanken.

Ihnen fällt auch die Rolle zu, an Omaras Portuondos statt zu singen, die ja schon 81 Jahre alt ist und vielleicht nicht mehr jedes Konzert durchhält.

Da muss ich Sie leider korrigieren, da liegen Sie ganz falsch. Sie hat eine unglaubliche Energie. Auf Tournee sind wir von der Reiserei häufig vollkommen erschöpft – sie aber ist fit wie ein Turnschuh. Ich verstehe das selbst nicht. Natürlich steht sie ein ganzes Konzert durch. Der Punkt ist, dass sie unser special guest ist. Die Frauenstimme von Buena Vista Social Club bin ich. Sie ist unser Gast und übernimmt einen bestimmten Teil der Show.

Das Repertoire von Buena Vista ist der klassische Son Cubano.

Ja, wir wechseln mal das eine oder andere Stück aus, um ein wenig zu variieren, aber die Aushängeschilder wie ´Chan Chan´ oder ´Dos Gardenias´ dürfen natürlich nicht fehlen.

Was tut sich denn in der gegenwärtigen kubanischen Musikszene?

Kuba, ganz Lateinamerika, ist vom Reggaeton-Fieber erfasst worden, es gibt da sehr gute Gruppen. Über diese urbane Musik hinaus gibt es aber noch sehr viele andere interessante und neue Projekte, viele junge Künstler, die zum Beispiel Jazz mit kubanischer und brasilianischer Musik fusionieren. Ich selbst habe ein eigenes Projekt und gerade eine CD aufgenommen, die 2012 auf den Markt kommt: ´Menos mal´.

Können Sie uns diese Arbeit beschreiben?

Es ist die Sicht von uns Jüngeren auf die Klassiker. Mit dabei ist auch Rolando Luna vom Buena Vista Social Club – der derzeit beste kubanische Pianist.

Von Chucho Valdés einmal abgesehen.

Ja, aber Chucho ist ein Klassiker. Sie wissen doch, alles entwickelt sich weiter …

Buena Vista Social Club tritt am 18. November im Auditorium Palma auf (20.30 Uhr, Vorverkauf: 48 Euro, Karten am Auditorium oder unter www.servicaixa.com sowie unter www.starplay.org). Die von der MZ in der vergangenen Ausgabe verlosten fünf mal zwei Freikarten gehen an: Ralf Rippelmeyer, Margitta Kempis, Gabriele Rosing, Barbara Reinke und Corinna Schwartau. Gefragt wurde nach drei Liedern der CD „Gracias". Herzlichen Glückwunsch!

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 10. November (Nummer 601) lesen Sie außerdem:

- Ungewöhnliche Klänge beim Festival neuer Musik

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