Vor den Küsten der Balearen herrscht internationaler Hochbetrieb. Während die spanische Schnellfähre „Ramon Llull" gerade in Ibiza aus dem Hafen läuft, macht in Puerto Portals auf ­Mallorca die 65 Meter lange britische Luxusyacht „Scorpione dei Mari" fest, fliegt ein Versorgungshubschrauber namens „Helimer 201" aus Palma zu dem 80 Meilen südwestlich fahrenden liberia­nischen Tankschiff „Annabella" und rollt der italienische Frachter „Castell dell Ovo" 17 Seemeilen vor Cabrera durch die See.

Hunderte solcher maritimen Bewegungen finden tagtäglich statt. Seit kurzem lassen sie sich von jedermann verfolgen – ganz bequem am heimischen PC.

Möglich macht das die Internet-Plattform www.marinetraffic.com, auf der sich der Schiffsverkehr nicht nur um Mallorca, sondern weltweit in Echtzeit anzeigen lässt. Bei der Homepage handelt es sich um ein sogenanntes Mashup, bei dem externe Foto-, Text- und andere Daten von kommerziellen wie privaten Schiffen in den Online-Kartendienst Google Maps eingebunden werden. Je nach Schiffstyp – es wird zwischen Passagier-, Fracht-, Tankschiffen, Schnellfähren, Schleppern, Yachten sowie „Nicht klassifizierten Fahrzeugen" wie beispielsweise Helikoptern unterschieden – erscheinen auf den ausgewählten Kartenausschnitten blaue, grüne, rote, gelbe oder andersfarbige Schiffssymbole. Klickt man auf eines von ihnen, erscheint ein Fenster mit zahlreichen Informationen (Name, Flagge, Länge, Geschwindigkeit, Zielhafen, Fotos, usw.). Zudem lässt sich der Schiffskurs als entsprechende Linie auf der Karte anzeigen. Mit einem Entfernungsmesser können außerdem die Distanzen zwischen dem Schiff sowie jedem beliebigen Ort auf der Karte gemessen werden.

Marinetraffic.com greift bei der Echtzeit-Darstellung auf das internationale Schiffsidentifikationssystem AIS (Automatic Identification System) zurück. Dabei handelt es um ein seit dem Jahr 2000 operierendes UKW-Seefunkleitsystem, das zur Kollisionsverhütung zwischen Schiffen entwickelt wurde. Im Gegensatz zur Radar­beobachtung stellt das AIS-System Schiffsbewegungen genau so dar, wie sie auch in Wirklichkeit zu sehen sind. Mit Hilfe der von dem System übermittelten Daten können Skipper aus Position, Fahrtrichtung und Geschwindigkeit abschätzen, ob der eigene Kurs sicher ist oder ob eine Kollisionsgefahr besteht. Seit 2004 ist die Anbringung eines AIS-Senders an Bord von Schiffsneubauten sowie allen gewerblichen und privaten Schiffen über 20 Metern Pflicht.

Damit das System weitgehend flächendeckend funktioniert, bedarf es an Transmitter-Stationen auf dem Land. Auf Mallorca wird das AIS-Signal von zwei UKW-Sendemasten in Palma sowie auf dem Puig Major über zwei Kanäle im UKW-Seefunkbereich weitergeleitet. Bei mehr als 20 Seemeilen Entfernung zur nächsten Transmitter-Station hört die Übertragung des AIS-Signals jedoch auf. Aus diesem Grund soll bereits im nächsten Jahr ein Funkmodul auf der Internationalen Raumstation ISS installiert werden, um den gesamten Schiffsverkehr weltweit flächendeckend zu überwachen. Mit der Privatsphäre auf einigen Super-yachten könnte es dann endgültig vorbei sein. Neben den statischen und dynamischen Schiffsdaten (Abmessungen, Kurs, usw.) sollen in Zukunft auch Angaben über die Zahl der Crew- und Passagiermitglieder übermittelt werden.

Yacht-Spotter auf Mallorca aber können über marinetraffic.com bereits heute wissen, in welch abgelegener Bucht der Insel der russische Öl-Milliardär Roman Abramowitsch mit seiner Yacht womöglich gerade vor Anker liegt.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 10. November (Nummer 601) lesen Sie außerdem:

- 50 Dinge, die man auf Mallorca gemacht haben sollte, Teil 7

- Aktiv auf der Insel: Es muss nicht immer Ballett sein

- Wasserwelten: Yacht-Spotting im Wohnzimmer

- Abschlag: Des Golfers letzter Seufzer am 18. Loch

- Wegweiser: Wanderung durch das Kohlenrevier Mallorcas

- Kindermenü: Jetzt ist Olivenernte - Kleine Früchtchen mit fettigem Saft

Hier geht's zum E-Paper: epaper.mallorcazeitung.es.