Wenn Mike Kennedy durch die Straßen spanischer Städte schlendert, dann wird er selbst von jüngeren Leuten durchaus noch erkannt. Dabei ist es schon fast ein halbes Jahrhundert her, dass der 1945 unter dem Namen Michael Kogel in Berlin geborene Sänger ganz groß rauskam. Mit dem Hit „Black is Black", den er mit der Band „Los Bravos" darbot, katapultierte sich der Deutsche sogar in England auf Platz 2 und in den USA auf Platz 4 der Charts. Das war zuvor noch keiner anderen spanischen Band gelungen. Noch heute können viele den Ohrwurm mitsummen. Am 29. November wird er nun bei Willy Meyers immer gut besuchtem Musik-Stelldichein „Music and Talk" erwartet.

Der Weg zum frühen Ruhm führte den gelernten Bierbrauer über Mallorca. „1963 kam ich von meinem damaligen Wohnort Köln auf die Insel, weil mein Produzent für die Band Mike and the Runaways einen Sänger suchte", so der inzwischen 69-Jährige im noch immer vernehmbaren Berlinerisch zur MZ. „Ich wohnte in einem Haus in Cala Blava in der Nähe von Komponist Bert Kaempfert." 1965 gingen dann auf der Insel aus dieser Gruppe und der Band Los Sonor die Bravos hervor. Der mit einem durchdringend-unverwechselbaren Organ ausgestattete Mike Kogel tourte auch mit anderen Songs wie „I Don´t Care" durch Länder wie Venezuela oder Mexiko und hielt sich in Spanien vor allem in Madrid auf. Man zog sich schick an, Pelzmäntel auf nackter Haut kamen beim weiblichen Publikum besonders gut an. Und es wurden Musikfilme gedreht wie etwa „Los chicos con las chicas" im Jahr 1967.

Der Hype um die Bravos hielt nur vier Jahre an und endete unter tragischen Umständen. 1969 nahm sich Keyboarder Manolo Fernández das Leben, nachdem seine Ehefrau Low Rey bei einem Autounfall auf der Straße nach Valldemossa gestorben war. Fernández hatte am Steuer gesessen.

„Ich nahm dann den Namen Mike Kennedy an und startete eine Solo-Karriere", so der Sänger. Unter anderer Besetzung wurden die Bravos nie wieder so erfolgreich wie sie einst waren, auch nach mehreren Comeback-Versuchen zusammen mit Mike Kennedy nicht.

Der Sänger selbst hielt sich dennoch weiterhin im Rennen, vor allem in Spanien, wo er Gassenhauer wie „La lluvia" oder „Un payaso loco" landete. Er fasste auch das zunehmend nach Mallorca strömende deutsche Publikum ins Auge: „Ich legte viele Auftritte in Arenal hin", so der Sänger. „Ich liebe die Insel über alles, weil hier alles anfing."

Ein Domizil habe er hier noch heute, doch er ziehe es vor, auf dem spanischen Festland zu leben, „weil das für Deals im Musik-Business besser ist" und weil er „keine Lust auf einen Insel-Koller" habe. Stattdessen lebe er sehr gern in der, wie er sagt, „manchmal wahnsinnig kalten" baskischen Stadt Vitoria, wo auch seine Lebensgefährtin wohnt.

Und Deutschland? „Dort trete ich auch auf, aber mittlerweile sehr wenig", sagt Kennedy. „Und in Spanien ist es in den vergangenen Jahren wegen der Krise richtig schwierig geworden." Es werde „immer komplizierter, Platten­verträge zu bekommen". Hinzu kommt sein fortschreitendes Alter: „Die Jungen kommen, die Alten gehen."

Trotz aller Schwierigkeiten ist der Nachhall auf Kennedys Ruhm in Spanien noch heute achtbar. Es gibt sogar eine Facebook-Gruppe namens „Amigos de Mike Kennedy". Und so fällt es leichter, nicht in Trübsal zu versinken. „In Madrid nehme ich gerade eine neue Platte auf, eine neue Version von ´Black is Black´ mit ein paar anderen Liedern", sagt Mike Kennedy. Erscheinen soll sie nächstes Jahr. Dann wird das 50-jährige Bestehen der Bravos begangen, und Mike Kennedy wird sicher noch erheblich öfter auf der Bühne stehen.

Music and Talk: Zu Gast im Haifischbecken

Es ist eine mittlerweile eingespielte Veranstaltung: Bei „Music and Talk" mit Produzent Willy Meyer als Conférencier, Sänger und Gitarrist treten interessante Menschen und Musiker auf, um über ihre Erfahrungen zu berichten und an wechselnden Örtlichkeiten eine Kostprobe ihres Könnens zu geben. Am 29. November ist es wieder soweit: Um 19 Uhr startet „Music and Talk" im Palma Aquarium. Neben Mike Kennedy wird Schlagersängerin und Songschreiberin Kristina Bach erwartet. Sie hat für Helene Fischer den Kracher „Atemlos durch die Nacht" verfasst und weiß einiges über das Schlagergeschäft zu erzählen. Mit dabei sind auch Insel-Schlagzeuger Toni Nadal sowie natürlich Willi Meyers Band. 20 Euro kostet der Eintritt, enthalten ist ab 18 Uhr eine Inaugenscheinnahme der Haie. Wer noch 30 Euro drauflegt, bekommt ein Tapas-Menü inklusive Wein und Wasser kredenzt. Anmeldungen unbedingt erforderlich: avp@studio214.eu.

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