Es sind Beziehungen, die die Filme des Evolution Festivals gemeinsam haben. Beziehungen zwischen Menschen und anderen Menschen, mit Tieren, mit der Natur und/oder mit allem zusammen. Dabei spielen Umweltthemen, auch Politik eine Rolle. Und ja, nicht nur der Ernst der Welt kommt zur Geltung, sondern es darf auch gelacht werden. „Es sind interkulturelle Geschichten, die dem Zeitgeist entspringen und die einen so anpieksen, dass man sich mit ihnen auseinandersetzen kann", beschreibt Sandra Seeling den gemeinsamen Nenner der Filme. Die in Berlin geborene und zehn Jahre ihres Lebens auf Mallorca wohnhafte 31-Jährige hat das Festival, das an diesem Donnerstag (6.11.) beginnt, zum dritten Mal auf die Beine gestellt.

Es sind Geschichten wie etwa jene, die in dem 60-minütigen vergnüglichen deutschen Dokumentarfilm „Amma & Appa" über Bayern und Inder erzählt wird, die sich während einer Heirat näherkommen oder es zumindest versuchen (9.11., CineCiutat, 18 Uhr). Die gelernte Schauspielerin, Regisseurin und Produzentin Sandra Seeling war bei der Auswahl dieses Beitrags dermaßen entzückt, dass sie noch heute fast Tränen lacht. Ebenfalls ins Beuteschema der dreisprachigen Festival­macherin passt der 110-minütige Eröffnungsfilm „Druid Peek", der von einem problematischen Teenager handelt, der in der freien Natur sein Interesse für Wölfe entdeckt (6.11., 19.30 Uhr, 7 Euro).

Dabei geht es Seeling um nichts Bescheideneres, als ihren Traum, auf Mallorca ein ­„mediterranes Sundance Festival" zu etablieren, Jahr für Jahr näherzukommen. „Dieser Begriff fiel erstmals bei Twitter, und ich fand das wunderbar", sagt sie. Das 1978 gegründete Sundance-Festival hatte US-Schauspieler Robert Redford 1981 unter seine Fittiche genommen und auf Erfolg getrimmt. Seither blüht und gedeiht dieses Independent-Festival im fernen Utah (USA).

So unangepasst, zeitgemäß und schick soll auch das sein, was bei Evolution unterkommt. „Ich wünsche mir junge, frische, knackige Regisseure, aber auch erfahrene Leute", sagt Sandra Seeling. Mittlerweile habe ihr Festival „eine Kettenreaktion" unter Filmemachern ausgelöst. Aufmerksam wahrgenommen werde in der Branche etwa, dass der Eröffnungsfilm vom vergangenen Jahr, der im Amazonas-Urwald spielende brasilianische Spielfilm „Xingú", erst dank der Aufführung beim Inselfestival einen Verleih in Spanien bekam.

Seit April hat Sandra Seeling Filme über Filme gesichtet. Diese waren unter 230 Bewerbungen von einer vierköpfigen Jury bereits vorsortiert worden. Bei den Juroren handelte es sich um alte Hasen aus der Branche: die spanische Regisseurin und Produzentin Ana Rodriguez Rosell, die deutsche Casting-Agentin Gitta Uhlig, den deutsch-spanischen Filmkritiker und Manager Toni Gutmeyer (Rialto Living) und den österreichischen Regisseur Titus Leber. Sandra Seeling hatte bei der Endauswahl immer auch im Hinterkopf gehabt, was neben den Evolution-Gewinnern von diesem Jahr im kommenden Juli oder August in Los Angeles, wo die Deutsch-Insulanerin lebt, an anderthalb Tagen bei einem Ableger des Festivals gezeigt werden soll. „Im Kinosaal der Los Angeles Film School wird ein etwas anderes Programm geboten."

Doch erst einmal muss das Festival auf Mallorca gewuppt werden: Hatten im vergangenen Jahr gut 1.500 Menschen den Weg ins CineCiutat gefunden, sollen es diesmal mindestens 2.000 sein, hofft Sandra Seeling. Mit insgesamt 43 Filmen - doppelt so vielen wie 2013 - und mehr freiwilligen Mitarbeitern könnte das durchaus hinhauen.

In der jetzigen Phase habe eher geklotzt als gekleckert werden müssen, um die Stadt Palma sowie den Inselrat und auch potenzielle Sponsoren zu beeindrucken, sagt Seeling. Branchengrößen aus den USA, wie etwa die Organisatoren des texanischen Festivals „South by Southwest", hätten bereits Lunte gerochen.

„Und deswegen dauert das Festival dieses Jahr einen Tag länger", sagt Sandra Seeling. Wobei damit die Zielgröße des ja nicht umsonst Evolution genannten Festivals noch nicht erreicht ist. „Irgendwann sollen es dann sechs Tage sein."

Eintritt: 5 Euro; Abonnement: 45 Euro, außer dem Eröffnungsfilm alle Filme im CineCiutat.

Programm: Die Filme des Festivals

Donnerstag, 6. November, 19.30 Uhr:

Druid Peek, Spielfilm, USA. Eröffnungsgala Teatre Principal

Freitag, 7. November,

17 bis 19 Uhr:

Bis Gleich, Kurzfilm, D..

Hisha´Arut, Kurzfilm, Israel

Electric Indigo, Kurzfilm, Belg.

Ciao Baby, Kurzfilm, Italien

Revolt, Kurzfilm, USA/Mexiko

19.30 bis 21.10 Uhr:

Meet My Rapist, Kurzf., USA

Love Steaks, Spielfilm, D.

21.30 bis 23.10 Uhr:

Take Me To The River,

Dokumentarfilm, USA

Samstag, 8. November,

15 bis 16.35 Uhr:

Twenty-Eight Feet, Kurzf., USA

Abenteuer Mallorca, Dokumentarfilm, D..

17 bis 18.35 Uhr:

Boulevard´s End, Kurzfilm, D.

Should Tomorrow Be, Kurzfilm, USA

Flow, Kurzfilm, Schweiz

Noveno Horno, Kurzf., Mexiko

Girlztalk, Kurzfilm, Spanien

19 bis 20.40 Uhr:

Baúll, Kurzfilm, Italien

The Quiet Hour, Spielfilm, USA

21 bis 23.10 Uhr:

The Last Dinner, Kurzf., USA

The Bright Side, Kurzf., USA

In Transit, Kurzfilm, Ecuador

On The Seventh Day, Kurzfilm Spanien

Crush, Kurzfilm, USA

Piove, Kurzfilm, Italien

Foley Artist, Kurzfilm, Spanien

Sonntag, 9. November,

14 bis 15 Uhr:

Granny Baby, Kurzf., Kanada

I´ve Just Had A Dream, Kurzfilm, Spanien

Matilde, Kurzfilm, Italien

Helium, Kurzf. (Osc. 2014), Dk

15.45 bis 17.30 Uhr:

Getting To The Nutcracker,

Doku-Feature, USA

18 bis 19 Uhr:

Amma & Appa, Doku, D.

19.50 bis 21.30 Uhr:

Zwischen Welten, Spielfilm, D.

22.30 bis 0.30 Uhr:

The Past Is A Grotesque Animal, Dokumentarfilm, USA

Montag, 10. November,

16 bis 17.40 Uhr:

The Supreme Price, Doku, USA/Afrika

18.10 bis 19.40 Uhr:

Ahora No, Kurzfilm, Spanien

Behold, Kurzfilm, USA

Perfidia, Kurzf., USA/Mexiko

L´Efecte Aleatori, Kurzf.,Span.

20 bis 21.30 Uhr:

Honk For Steve, Kurzf., USA

Point And Shoot, Doku, USA

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 6. November (Nummer 756) lesen Sie außerdem:

- Evolution Film Festival II: "Zwischen Welten" von Feo Aladag

- Neues aus der Welt der Kultur