„The missing link" könnte dieses Jahr das Thema der Nit de l´Art, der großen Galeriennacht in Palma (18.9.) lauten. Waren vergangenes Jahr kritische Diskussionen zur Beschaffenheit des Publikums zu hören („nicht nur Bussi-Bussi"), geht es nun versöhnlicher zu. Wie können wir die Besucher des Massen­events und die Kunst wirklich zueinander bringen? Aus dieser Frage sind ein paar gute Ideen und Initiativen entstanden.

Zum Beispiel die von Mont­serrat Torras. Die 46-jährige Ausstellungsmacherin arbeitet in der Galerie Pelaires, zuvor war sie im CaixaForum und in der Miró-Stiftung angestellt. Sie hörte immer wieder den Satz „ich verstehe nichts von Kunst". Den wird sie hoffentlich bald seltener hören.

Am Tag nach der großen Kunstparty geht es los. Zwischen dem 19. und dem 26. September gibt es zum ersten Mal im Rahmen der Nit de l´Art Führungen durch die rund 20 teilnehmenden Galerien. Torras hat ihre Angebot „Festival Introart" genannt. Dreimal täglich können maximal zwölf Personen in Begleitung der dreisprachigen Kunsthistorikerin Mar Massuti Galerien besuchen, die zeitgenössische Kunst zeigen und zu den Veranstaltern der Nit de l´Art gehören (also zu einem der beiden Galerienverbände, die das Kunsthappening organisieren).

Pro Route stehen vier bis fünf Galerien auf dem Programm. Die Auswahl obliegt Torras und Massutti. „Wir suchen Künstler aus, die etwas Interessantes zu sagen haben und uns Gegenwartskunst verstehen helfen." Der Andrang sei schon jetzt enorm, „mein Handy steht nicht still", sagt ­Torras, „ich bekomme viele Gruppenreservierungen."

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Ebenfalls nah an den Betrachter rückt die Kunst am 19., 20. und 21. September bei Miquel Ferrers Initiative „Galeria a casa". Anonyme Gastgeber überlassen dem Kultur­agenten dieses Jahr zum zweiten Mal für drei Tage kostenlos ihr Haus. Kuratoren schaffen darin Platz für die Arbeiten mehrerer Künstler, an den Wänden, mitten im Wohnzimmer oder auch mal in einem Bad (vergangenes Jahr zeigte Albert Pinya dort eine Performance).

„Wir überfallen die Wohnungen regelrecht", sagt Ferrer, „die Besucher haben ein ungewöhnliches Erlebnis und die Künstler erzählen im entspannten Rahmen davon, was sie bei ihrer Arbeit bewegt."

Vergangenes Jahr besuchten insgesamt 800 Personen die Hausgalerie. Dieses Jahr kommt zum Kunstevent ein kulinarisches, ein Tanz- und ein Musikevent dazu, alle an denselben drei Tagen und verteilt auf sieben Wohnungen, deren Adressen bis zum Besuch geheim gehalten werden. Gastgeber hat Ferrer mittlerweile genug. „Am Anfang mussten wir Freunde um Gefallen bitten, heute melden sich viele Freiwillige."

Marcos Vidal, Künstler und Gründer des Kollektivs Sant Marc (mit Sitz in Inca) hat indes seine Kontakte nach Skandinavien genutzt, um gleich an drei Orten finnische Video- und Performancekünstler vorzustellen. Die Kollektive Muu und FixC-artists zeigen ab dem 16. beziehungsweise

17. September im Es Baluard-Museum und in der Miró-Stiftung für einen Monat lang eine Auswahl ihrer Arbeiten. Zu Beginn der Galeriennacht (18.9., ab 18 Uhr) sind die Finnen dann persönlich im CAC Ses Voltes anwesend, wo sie erzählen, diskutieren und auftreten werden. Eine Videoperformance und ein Round Table sind programmiert.

Vidal geht es ums Vorstellen verschiedener Arbeitsmethoden, „und besonders um Vernetzung und gegenseitiges Lernen." Er bewegt sich jenseits von Galerien in der selbstverwalteten Kunstszene. Mit seiner Arbeit nimmt er seit fünf Jahren an der Stockholm Art Fair teil, die von Künstlern für Künstler organisiert wird. „Wir weisen experimentellen Formaten den Weg zum Publikum."

Nun hat er auch einen Weg in die großen Kunstzentren Es Baluard, Casal Solleric (dem das CAC Ses Voltes angeschlossen ist) und Miró-Stiftung geebnet. Dort sitzen mit Nekane Aramburu, Pilar Ribal und Elvira Cámara Frauen am Schalthebel, die in scheinbarem Einverständnis Mallorcas Kunstszene noch bekannter und vielseitiger machen wollen. Eine Stadt mit einer der größten Galeriendichten pro Einwohner brauche sich nicht zu verstecken, heißt es. Die Kritiken vom vergangenen Jahr, dass die Nit de l´Art zum reinen Social Event verkommen sei, lassen sie nicht gelten. „Ja und?", fragt Aramburu von Es Baluard, „an diesem Abend kommen Leute, die normalerweise keine Galerie betreten und vielleicht etwas entdecken, was sie sich später in Ruhe noch einmal ansehen wollen."

Und so wird die Nit de l´Art auch das weiterhin bleiben: ein Gesellschaftsphänomen, bei dem sich die Straßen füllen wie an keinem anderen Tag, abgesehen von den Patronatsfeiern zu Sant Sebastià. Pilar Ribal, Kunstkritikerin und Leiterin der städtischen Kunsthalle Casal Solleric, findet das weder banal noch oberflächlich. „Es zeigt uns vielmehr, wie kunstinteressiert die Mallorquiner sind, und für die Künstler ist es ein Privileg, an diesem Tag auszustellen."

Events: Dreimal vormerken

- Das Festival Introart beginnt am 19. und endet (vorerst) am 26. September. Anmeldung und Information zu den Führungen (Spanisch, Katalanisch, Englisch): Tel.: 608-01 98 80 oder auf www.introart.es. Die Teilnahme kostet 12 Euro.

- Das Festival Galeria a casa (Galerie daheim) findet am 19., 20. und 21. September statt. Der Eintritt ist frei. Bei den Gastronomie-,Tanz-, und Musikveranstaltungen kostet der Eintritt 7 Euro. Programm und Anmeldung: http://culturaacasa.org

- Im CAC Ses Voltes kann man am 18.9. Um 18 Uhr die finnischen Künstlerkollektive Muu und FixC-artists kennenlernen. Ab 19 Uhr wird deren Kunst gezeigt, mit Video, Musik und Performance.

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