Der Strand von Can Pastilla auf Mallorca ist ab Donnerstag (4.9.) weitgehend in der Hand von Frauen. Chill-out, Relax-Massagen, Catering, Bademode, Kosmetikkostproben - bis zu 1.600 Gäste werden zur zweiten Ausgabe des Lesben-Festivals „Ella" (deutsch: sie) erwartet, und der Strandabschnitt am westlichen Ende der Playa de Palma ist drei Tage lang von jeweils 9 bis 17 Uhr einer der Hotspots. Von hier fährt ein regelmäßiger Shuttle-Bus zu den Partner-Hotels und den Party-Locations am Paseo Marítimo.

Was im vergangenen Jahr als eine Art Testlauf vor allem als Musik- und Partyfestival begann und auf Anhieb mehr als 700 Frauen aus ganz Europa anzog, wird in diesem Jahr noch größer aufgezogen. „Mallorca soll ein Zentrum für Frauen werden", sagt Initiatorin Kristin Hansen. Die lesbische Welt soll auf der für ihre Toleranz bekannten Insel mit Frauen-Power und Lebensfreude Präsenz zeigen.

Die Deutsche aus München, die seit mehreren Jahren eine Event­agentur in Palma betreibt und Erfahrung mit der sogenannten LGTB-Zielgruppe hat - die Abkürzung steht für Lesbian, Gay, Bisexual und Trans - arbeitet mit ihrem Team seit einem Jahr an dem diesjährigen Festival, das sich nach und nach als jährliches Event etablieren soll. Dabei soll es nicht nur um Party und gute Laune gehen, sondern auch immer mehr um Sport, Kultur und in Zukunft auch um Politik.

Wie das Projekt gewachsen ist, sieht man auf den ersten Blick: Hansens zunächst zweiköpfiges Team ist auf einen Kern von acht Vollzeit-Mitarbeitern angewachsen. Standen im vergangenen Jahr vor allem abendliche Partys auf dem Programm, soll nun vom 4. bis 8. September den ganzen Tag über etwas geboten werden. Die Werbetrommel wurde auf Lesben-Festivals in anderen Ländern sowie auf Fachmessen gerührt, auf der Tourismusmesse ITB in Berlin war das Festival mit einem eigenen Stand vertreten. Auch die Merchandising-Maschinerie läuft.

Vor allem aber haben die Veranstalter jetzt auch den Rückhalt der politischen Institutionen, das Programmheft ziert das Logo von Palmas Tourismusstiftung 365. Deren Vorsitzender Pedro Homar habe nicht schlecht gestaunt, als man ihm einen 150-seitigen Businessplan vorgelegt habe, so Hansen. Jetzt stellt die Stiftung über ihre Mitglieder unter anderem Hotelbett- und Flugkontingente für die zum Festival eingeladenen Live-Acts, darunter die britische Sängerin Heather Peace, Vanesa Klein aus Madrid oder Swedish Dyke Vibes aus Stockholm.

Die haben ihren großen Auftritt bei Themenabenden - von einer Circus Party über eine Poolparty im Wasserpark Aqualand, bei der auch Miss Ella 2014 gewählt wird, bis hin zu einer Futurella Party. Das Tagesprogramm ist prall gefüllt: Angeboten werden Fahrrad­touren, Beachvolleyball, Paddle Surf, Kayak­fahren, Psicobloc, Yoga und Pilates, aber auch Tapas-Touren, Sushi-Kochkurse, Katamaran-Dinner und Bodega-Besichtigungen sowie Sightseeing, Museums­besuche oder Foto-Exkursionen.

Es ist eine eigene Welt, die für mehrere Tage auf Mallorca entsteht und in der es mit dem „Dellar" sogar eine Art eigene Währung gibt: Die Gutscheine, mit denen etwa am Strand von Can Pastilla gezahlt werden kann, sollen Diebstahl vorbeugen und so für mehr Sicherheit während des Events sorgen.

So tolerant die Insel ist, so wenig werde außerhalb des Festivals für lesbische Frauen geboten, meint Hansen. Die Deutsche, die den weltweiten Gay-Reiseführer „Spartacus" mit vermarktet und die „Mallorca Gay Map" herausbringt - eine Karte, die Szene-Lokale und -orte für schwule Urlauber zusammenstellt - setzt deswegen auch auf die einheimische Zielgruppe. Im vergangenen Jahr stellte diese immerhin ein Drittel der Besucher, und damit das so bleibt, gibt es einen speziellen Residenten-Rabatt von mehr als 50 Prozent.

Schwarze Zahlen ließen sich mit dem Festival bislang noch nicht schreiben, die zweite Ausgabe in diesem Jahr soll dank des gewachsenen Sponsoren-Netzwerks zumindest kostendeckend ausfallen. Ohnehin blickt Hansen schon auf die kommenden Jahre, Ideen gibt es genug. Wie wäre es mit einem eigenen Wettbewerb für Läuferinnen, einem „Ella-Run", oder Frauen-Fußball? Oder mit Kinovorführungen? Oder politischen Vorträgen? Spanien, seit mehreren Jahren weltweiter Pionier in Sachen Gleichstellung, sei schließlich ein idealer Ort, um auf die Probleme lesbischer Frauen in der Welt hinzuweisen.

Statt nur Playa und Party soll das Festival so mit einem immer gehaltvolleren Programm punkten. Und auch die Zielgruppe innerhalb der bunten LGTB-Welt lässt sich noch erweitern. Da wären zum Beispiel die sogenannten Rainbow-Familien, also Frauen mit Kindern. Auch für sie soll es in Zukunft eigene Programmpunkte auf dem Festival geben.

Männer übrigens sind bei den Veranstaltungen erlaubt, wobei die Quote die Zehn-Prozent-Marke nicht überschreiten soll, wie Hansen sagt. Im vergangenen Jahr seien sie jedenfalls kaum in Erscheinung getreten.

www.ellafestival.com