Soma alias Marc Peris hat einen wichtigen Etappensieg geschafft: Der Graffitikünstler kämpft seit Jahren dafür, dass Street Art auch auf Mallorca salonfähig wird. Jetzt hat ihm das Casal Solleric an Palmas Edel-Flaniermeile Paseo del Borne einen öffentlichen Raum zur Verfügung gestellt, an dem Soma seine Kunst ungestraft ausüben und zeigen kann. Am Samstag (12.7.) machte sich der Kunstlehrer im Hof des Museums an die Arbeit.

Bisher musste er sich meist verstecken, wenn er vorzugsweise in den etwas verlotterten Altstadt-Vierteln Sa Gerreria und Canamunt seine Kunstwerke an die Wand brachte. Er bewegt sich in einem rechtlichem Grau­bereich. So wirklich erlaubt ist das Graffiti-­Sprayen eben doch nicht - und noch weniger seit der gerade in Kraft getretenen Verordnung ordenanza cívica. Jetzt müsse er eben wieder mit Maske losziehen, witzelt der aus Valencia stammende Glatzkopf. Aber: Soma macht sich nach eigenen Angaben nur an Häusern zu schaffen, die entweder schon halb eingestürzt sind oder aufgrund akuter Gefahr zumindest nicht mehr bewohnt werden.

Er sieht seine Bilder denn auch als „Aufwertung des Viertels". Niemals käme ihm in den Sinn, etwa an eine Sehenswürdigkeit zu sprayen. „Da wäre ich ja blöd, denn dieses kulturelle Erbe ist für alle gedacht, also auch für mich." Inzwischen werde er in Palma als jemand wahrgenommen, der nicht wahllos Gebäude verunstaltet. „In Sa Gerreria, wo ich auch selbst lebe, sprechen mich viele Menschen auf meine Graffiti an, und die große Mehrheit reagiert sehr positiv."

Zumal selbst der größte Graffiti-­Hasser Somas Werke kaum als Kritzelei abkanzeln kann. Seine farbenfrohen Bilder stimmen oft nachdenkliche oder kritische Töne an. Wie etwa die Eierkopf-Figur Humpty Dumpty in der Altstadt, die er in Anspielung auf die Schwarzgeldzahlungen an Politiker der konservativen Volkspartei mit Briefumschlägen um sich werfen lässt.

Im Casal Solleric hat Soma nun ein Bild ersonnen, das mit zwei Hähnen, die aufeinander losgehen, den inneren Kampf vieler Menschen symbolisieren soll. „Ich habe mich gefragt, welche Tiere am ehesten für Schlacht stehen, und da ist mir der Hahnenkampf eingefallen", sagt Soma, der am Dienstag (15.7.) sein Werk beinahe vollendet hatte. Es fehlten nur ein paar Farbtupfer.

Zum Schluss wolle er noch eine dritte Dimension in sein Werk einbringen. Dafür hat er sich kleine Panzer und Soldaten aus Plastik besorgt, die er an die Wand kleben will. „Dieser plastische Effekt macht das Bild erst rund." Auch der mallorquinische Touch steht noch aus: Soma hat fünf llonguets, wie die typischen Inselbrötchen heißen, golden angesprayt. Sie werden ebenfalls an der Wand befestigt und sollen anprangern, dass das Brot dieser Welt sich in den Händen einiger weniger befindet. Also auch noch ein Seitenhieb auf den Kapitalismus, damit muss man bei Soma immer rechnen. Wer sich das Werk anschauen möchte, kann das noch bis zum 3. August tun. Einfach in den Innenhof durchgehen.

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