Sein erster großer Hit war ein richtiger Ohrwurm: 2011 stürmte Tim Bendzko mit dem Song „Nur noch kurz die Welt retten" die deutschen Charts. Im gleichen Jahr gewann der Berliner den Bundesvision Song Contest, es folgten Auszeichnungen und Preise wie Bambi (2011), MTV Music Award (2012) und Echo (2014). Sein zweites Album „Am seidenen Faden" erschien Ende 2013, derzeit ist Bendzko mit seiner Band auf Deutschland-Tour. Am 2. August spielt der 29-Jährige beim Geburtstags-Festival des Inselradio 95,8 im Nuevo Pueblo Español. Die MZ telefonierte mit dem begeisterten Hobby-Fußballer am Tag nach dem deutschen WM-Halbfinale.

Und, am Dienstag Fußball geguckt?

Na klar, ich habe bei mir zuhause ein kleines ´Public Viewing´ veranstaltet. Ist ja dann ganz gut gelaufen, das Spiel - von dem werden wir bestimmt noch unseren Kindern erzählen. Allerdings hat es das Ergebnis in Hinsicht auf das Endspiel nicht einfacher gemacht - denn besser als gestern kann´s ja gar nicht werden.

Auch bei Ihnen kann es nur schwer noch besser werden: Ende Mai hat Pamela Anderson Ihnen den World Music Award für den besten deutschen Act überreicht, am Dienstag gab es dreifach Gold für Ihr letztes Album.

Es kann schon besser werden, es muss aber nicht. Man wird ja immer wieder gefragt, wie man sich jetzt noch steigern will - ich halte das gar nicht für nötig. Ich versuche, das Bestmögliche rauszuholen, und damit bin ich glücklich und zufrieden. Es ist nicht so, dass ich versuche, jedes Jahr einen neuen Rekord zu brechen.

Einer Ihrer Songs hat es in den Abspann des neuesten Spiderman-Films geschafft - wie kam´s dazu?

Das war gar nicht so spektakulär, der Film wird von Sony Pictures herausgebracht, und Sony Music ist meine Plattenfirma. Die einen haben die anderen gefragt, ob sie einen deutschen Act für den deutschsprachigen Raum hätten - in der US-Version ist mein Song nicht zu hören -, und die wollten logischerweise „Am seidenen Faden" haben. Wir haben gesagt: ´Hört euch doch mal ´Ohne zurück zu sehen´ an - und der hat witzigerweise noch viel besser gepasst.

Die beiden Adjektive, die häufig mit Ihnen in Verbindung gebracht werden, sind „süß" und „arrogant". Was nervt mehr?

Dass in Deutschland immer alles in Schubladen gesteckt wird. Klar, geht manchmal auch nicht anders. Außerdem kommt oft noch ein bisschen Neid dazu, so erkläre ich mir das mit dem ´arrogant´. Aber damit kann und will man sich nicht beschäftigen, man kann es ja nicht jedem recht machen, sonst würde man wahnsinnig.

Im Anschluss an Ihre Tour planen Sie im Herbst Konzerte unter dem Motto „Mein Wohnzimmer ist dein Wohnzimmer" - warum dieser kleine Rahmen?

Ich wollte einfach live spielen, ohne dass gleich eine riesige Tour dranhängt. Es ist ja schon Wahnsinn, dass das so schnell so groß geworden ist, und wir vor Tausenden Menschen spielen. Aber im Herbst werden das jetzt einzelne Konzerte in kleinerer Besetzung.

Bei der Sie das Publikum mit einbeziehen wollen - wie muss man sich das vorstellen?

Ich hab´ schon ein paar Ideen, aber richtig im Detail überlege ich mir das dann auf Mallorca, wir hängen nach dem Konzert noch ein paar Tage Urlaub dran. Ich als Zuschauer fand es immer spannend, im Publikum zu sitzen und diese gewisse Angst zu spüren, ob man da jetzt angesprochen wird - diese Angst jetzt selbst zu verbreiten, finde ich witzig.

Eines Ihrer ersten Videos entstand auf Mallorca.

Vor allem auch aus logistischen Gründen, wir spielten 2011 für das Inselradio ein Konzert auf Mallorca und drehten in den zwei Tagen Urlaub danach das Video. Das war an sich schön, aber auch fürchterlich: Die Temperatur lag bei 36 Grad, und ich hab´ noch nie so viel Tränenflüssigkeit verloren wie in diesen beiden Tagen. Deshalb habe ich auch im Video öfter mal die Augen zu ?

Waren Sie vorher schon mal auf der Insel?

Nein, das war damals das erste Mal. Und im August ist es dann das zweite Mal.

Nicht so der Mallorca-Fan?

Doch schon, aber im Sommer ist es auch in Deutschland schön. Und im Winter fahre ich gern ins Warme.

Werden Sie in Ihrem Kurzurlaub nach dem Konzert hier den Golfschläger schwingen?

Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, es soll ja ein paar schöne Plätze geben.

Das ist in Ihrem Alter doch eher ein ungewöhnliches Hobby - wie kam es dazu?

Ich bin ja der Meinung, dass man all die Dinge, zu denen man ganz klare Vorurteile hat, mal machen sollte. Denn gerade die Sachen, die von allen belächelt werden, machen oft unglaublichen Spaß. Ich habe schon sehr nette Menschen dabei kennengelernt und bin viel ausgeglichener, seitdem ich spiele. Auch wenn viele sagen, dass ist gar kein Sport - mein Körper sagt mir was anderes.

Ihre Lieder und Texte sind eher nachdenklicher Natur.

Nicht nur, wobei die schon überwiegen. Aber das liegt ja auch auf der Hand, ich schreibe ja nicht mit dem Ziel: Jetzt mach ich mal ein fröhliches Lied. Es sind eher Probleme, mit denen man sich beschäftigt und auseinandersetzt. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich viele Probleme habe, mir geht´s super! Andere würden sich über so was vielleicht mit Freunden unterhalten, ich schreibe halt ein Lied darüber. Ist doch praktisch.

Sie haben evangelische Theologie und nicht-christliche Religionen studiert und als Auto-Auktionator gearbeitet - fassen Sie mal in einem Satz zusammen, was Sie jeweils daraus gelernt haben.

In einem Satz? Schwierig. Der Job als Auktionator war wunderbar um zu lernen, vor Menschen zu sprechen. Da standen 200 so richtig klischeemäßige Autohändler vor mir, und ich musste mich mit Anfang 20, also praktisch als Knäblein, vor denen durchsetzen. Das war ein tolles Training. Was das Theologie­studium angeht habe ich vor allem gelernt, dass es kein Falsch und Richtig gibt, und nicht die eine klare Antwort auf jede Frage - manchmal sind es eben fünf verschiedene Antworten.

Was sind Ihre Pläne für die nahe Zukunft?

(Lacht) Ich werde jetzt erstmal kurz ein Privatleben führen. Es ist ja so, dass ich vom ersten Album an eigentlich die ganze Zeit durchgearbeitet habe - und jetzt will ich es mal andersrum machen.

Haben Sie schon eine To-do-Liste?

Ich muss jetzt erst mal Rasen mähen. Wirklich viel Rasen mähen.

Hochkarätiges beim Inselradio

Zum 18. Geburtstag beschenkt sich das Inselradio mit einem hochkarätig besetzten Musik-Festival. Vor Bendzko spielt am 2. August ab 21 Uhr die britische Pop-Band OMD (Orchestral Manoeuvres in the Dark). Zur Einstimmung auf die beiden Konzerte treten die Kubanerin Addys Mercedes mit ihrem Kult-Song „Rompe el caracol" sowie Soul-Diva Michele McCain und die schwedische Sängerin Alicia Nilsson auf. Die Eintrittskarten kosten 18 Euro (Kinder ab 6 Jahren zahlen 5 Euro) und sind auf www.inselradio.com erhältlich.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 10. Juli (Nummer 739) lesen Sie außerdem:

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