Alles begann mit einer Eiche - und nein, das ist keine Liedzeile von ­Peter Maffay. Sondern die Geschichte einer echten Männerfreundschaft zwischen einem gärtnernden Mallorquiner, der beim Schlagzeug-Studium in Koblenz Deutsch gelernt hatte, und einem aus Rumänien stammenden Musiker, dem bei seinen Konzerten ganze Hallen zu Füßen liegen. Im Jahr 1992 wurde besagte Eiche vor dem damaligen Zweitwohnsitz Maffays in Pollença von einer Krankheit befallen. Der zur Hilfe gerufene Miquel Alemany pflegte den Baum wieder gesund - und verstand sich so gut mit dem deutschen Schmuserocker, dass sich die beiden anfreundeten. Eine Freundschaft, die bis heute anhält. Denn „wenn Peter einmal Freundschaft geschlossen hat, dann pflegt er die für immer", so der mallorquinische Verwalter der Öko-Finca Can Sureda bei Pollença.

Während Alemany vor dem Bio-Laden des Hofes Rede und Antwort steht, kommt alle zwei Minuten jemand vorbei: der deutsche Mitarbeiter, der vor dem Abpacken des hausgemachten Ziegenkäses seinen Rat benötigt („Ist das jetzt der gute oder der schlechte Schimmel?"), der Vertreter der Eventfirma, die beim am Wochenende anstehenden „Rock­toberfest" für den richtigen Sound sorgen soll, der Nachfragen bezüglich der Backlines hat, und der bärtige Herr, der bei der in diesem Jahr erstmals stattfindenden Weinherstellung hilft und angewiesen wird, die Temperatur des gärenden Traubensaftes ja nicht über 27 Grad steigen zu lassen.

Der fincaeigene Wein ist das neueste Projekt, das der 45-jährige Alemany in Angriff genommen hat, und wenn man den Kommentaren seiner Mitarbeiter glauben darf, „kennt er gerade kein anderes Thema mehr." Bei der Führung durch die neu gebauten Räume, in denen der Wein entstehen und gelagert werden soll, zeigt Alemany denn auch auf ein Sofa, das zwischen den blitzneuen Edelstahltanks steht: „Erst gestern kam die Kühlanlage, so lange habe ich hier auf dem Sofa geschlafen, um die Temperatur auch nachts kontrollieren zu können."

Sein eigener Vater habe laut gelacht, als er ihm Ende der 90er erzählte, er mache jetzt mit Peter Maffay in ökologischer Landwirtschaft. „Ausgerechnet du", habe er gerufen: Der Typ, der Angst vor Hühnern hatte. Der nach dem Studium in Deutschland Ende der 80er auf der Insel durch die Hotels tingelte und nur wegen seiner damaligen Frau einen Gärtnerjob annahm: „Sie wollte nicht, dass ich jede Nacht in Clubs oder Hotels spiele."

Während er sich eine Zigarette dreht, erinnert er sich an die Anfänge: Maffay habe gar nicht gewusst, dass sein Eichen-Heiler auch Musiker war. Herausgestellt habe sich das erst, nachdem Alemany spontan bei einer Jam-Session mitgemacht habe. Auf der Finca Can Sureda war Alemany von Anfang an dabei; Maffay erwarb das seit Jahrzehnten brachliegende Anwesen 1994. „Damals gab es hier nicht mal Strom", erinnert sich der drahtige Verwalter. 1999 begann man dann ernsthaft mit dem ökologischen Anbau, hinzu kamen Schafe und Ziegen für die Käseherstellung. In jedes Thema las sich Alemany ganz genau ein: „Mein Büro steht voller Bücher. Ich lerne gerne neue Sachen, sonst wird es mir schnell langweilig. Auch bei neuen Maschinen lese ich erst einmal die ganze Anleitung, bevor ich sie in Betrieb nehme."

Eigenverantwortung schreibt er groß: „Bei uns hat jeder seinen eigenen Arbeitsbereich. Meine Jungs müssen ja auch wachsen können, und wenn ich sehe, dass einer zum Beispiel den Gemüsegarten im Griff hat, dann wird das auch sein Ding, und ich kümmere mich nicht mehr groß drum." Trotzdem hat er alles von seinem Büro im obersten Stock von Can Sureda im Blick. Maffay sei in diesem Jahr noch nicht oft da gewesen: „Er ist die ganze Zeit unterwegs, und neben all den Projekten für Kinder macht er ja auch noch Musik - ein echtes Phänomen, der Mann", lobt er Peter Maffay.

Über zu wenig Arbeit kann sich auch der Verwalter nicht beschweren. In seiner wenigen Freizeit sitzt Alemany, Sohn eines Mallorquiners und einer Griechin, immer wieder gerne am Schlagzeug. Mit Maffay war er 2007 sogar auf Deutschland-Tour - als Sänger. Auch wenn er mittlerweile zu eingespannt ist, um einen solchen Ausflug zu wiederholen: Musik ist sein Ding. Die Auswahl der Bands, die beim Rocktoberfest (siehe Kasten) an diesem Wochenende im Ziegenstall auftreten, übernimmt er höchstpersönlich. Neben einigen Stammbands sind auch immer wieder junge Gruppen aus der Umgebung mit dabei, „man muss den jungen Rockern ja auch eine Chance geben, mal auftreten zu können".

Nicht nur Musik und Leidenschaft für neue Projekte verbinden Maffay und Alemany: Sie sehen sich auch recht ähnlich. Darauf angesprochen lacht der Mallorquiner: „Das ist wie bei Hunden, die ähneln mit der Zeit ja auch oft ihrem Herrchen." Verwechselt habe sie aber noch niemand. Nur ganz selten, wenn er im Auto an den Besuchergruppen der Finca vorbeifahre und grüße, ginge ein Raunen durch die Menge, gibt er beim Abschied vergnügt grinsend zu.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 26. September (Nummer 699) lesen Sie außerdem:

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So wird das RocktoberfestAm Samstag (28.9.) ist es wieder so weit: Von 13 Uhr bis Mitternacht wird auf Can Sureda gefeiert und gerockt, was das Zeug hält. Für Doris Sobkowiak von der Tabaluga-Stiftung, die das Fest gemeinsam mit Miquel Ale­many organisiert, geht es vor allem um multikulturellen Austausch zwischen Mallorquinern und Deutschen. Dementsprechend bunt ist das kulinarische Angebot. Der neu gestaltete Bioladen ist während des Fests ebenfalls geöffnet, dort gibt es auch Informationen über die Tabaluga-Stiftung und ihre Arbeit mit traumatisierten Kindern.Auf der Bühne im Ziegenstall treten unter anderem Prinz Pfefferminz, Die Hustlers, Petrelloo Band, Dj Don, Night-Pilot, Martha Ferrer und das Duo Bernd und Steffie auf. Ob Peter Maffay selbst dabei ist, steht noch nicht fest.Wegen eines zeitgleich stattfindenden Triathlons ist der Camino Viejo de Campanet von 15 bis etwa 16.30 Uhr gesperrt. Für die Anreise empfehlen die Organisatoren wegen begrenzter Parkmöglichkeiten auf der Finca ein Taxi ab Pollença. Crta. Palma-Pollença (PM 220), von Inca kommend am km 47 nach links abbiegen