Draußen an der Strandpromenade reißen sich die Jungs in den blauen T-Shirts, die schon am frühen Nachmittag von einem abendlichen Besuch in der Discothek Riu Palace überzeugen wollen, um die potenziellen Gäste. Drinnen im Bier­könig oder im MegaPark verlieren sich die einzelnen Grüppchen noch zwischen Hunderten von Biertischen. In den Straßen von Arenal mischen sich Ende April die ersten Urlauber mit den letzten Handwerkern, die hier noch schnell eine Wand streichen, dort ein paar neue Lampions anbringen. Es ist nicht mehr Neben-, aber auch noch nicht Hauptsaison. Die Playa de Palma erwacht langsam zum Leben. Wobei in diesem Jahr schon erstaunlich viel los sei, findet so mancher Club- oder Restaurantbetreiber. Ostern lag eben sehr früh. Und hinter den Kulissen hat die Saison ohnehin schon lange begonnen.

Die ersten Verträge, wer wann und wo auftritt, sind längst unter Dach und Fach. Beatrice Ciccardini, unter anderem im Bierkönig und Oberbayern für das Booking der Sänger zuständig, hat in diesem Jahr Melanie Müller, dem deutschen Fernsehpublikum aus der diesjährigen Bachelor-Staffel bekannt, neu verpflichtet. „Die ist mir schon aufgefallen, als die Kandidatinnen aus dem Auto ausgestiegen sind", erzählt die Österreicherin, die seit 37 Jahren am Ballermann mitmischt. Da die prallbusige Blondine perfekt in ihr Konzept passe, wurde sie sofort gebucht - und bekam von Produzent Mike Rötgens bereits ihren ersten Hit auf den Leib geschneidert: „Ob Mann, ob Frau, ich nehm´s nicht so genau." Zugesagt habe inzwischen zudem ihre Namensvetterin Beatrice, in der aktuellen DSDS-Staffel unter den letzten Fünf.

Die beiden Neuzugänge werden sich in den kommenden Monaten im Oberbayern und im Bierkönig mit Altbekannten wie Schlagerstar Peter Wackel, Ex-Big-Brother-Teilnehmer Jürgen Milski, DSDS-Brut Anna Maria Zimmermann, Pornodarstellerin Mia Magma oder Urgestein Matthias Reim die Klinke in die Hand geben. „Es gibt ja fast nichts gescheites Neues mehr", klagt Beatrice Ciccardini. Dafür müsse sie sich jetzt nicht mehr sorgen, dass ihr die mühevoll an Land gezogenen Stars gleich von der Konkurrenz ausgespannt werden. Mittlerweile gebe es eine Abmachung zwischen den beiden big playern, dass man sich nicht in die Quere komme.

Die beiden Großen, das sind ­Ciccardinis Ex-Mann Miguel Pasqual Biblione, dem neben Bierkönig und Oberbayern etwa das Regine´s sowie die Tanzschuppen Bolero und Salsa Rosa gehören, und Bartolomé Cursach, Chef der gleichnamigen Unternehmensgruppe, der am Ballermann MegaPark, Riu Palace, Paradies, Royal Suite, aber auch das Asadito-Steakhouse sowie die Wurstkönig-Kette sein Eigen nennt. Natürlich seien sein Chef und Biblione Konkurrenten, sagt Andy Bucher, der das Programm im MegaPark koordiniert. Aber man respektiere sich. Inzwischen gibt es sogar Überlegungen, zum diesjährigen Saison­ende erstmals ein gemeinsames Closing zu feiern. Um noch mehr Gäste anzulocken.

Warum auch übertriebene Rivalität? Das Territorium ist doch mittlerweile klar abgesteckt - und für Neulinge, das geben Bucher und Ciccardini einhellig zu, kaum Platz. „Für die ist es schwer, überhaupt zum Zug zu kommen." Wobei es den meisten auch an guten Ideen mangle, kritisiert Ciccardini. „Viele kopieren nur, und noch dazu schlecht." Wie lange sich etwa das Carrusel in der Bier­straße, das unter neuer Führung gerade wieder­eröffnet hat, hält, werde man ja sehen.

Michael Bohrmann, der Wirt vom Deutschen Eck, hätte eine ungenutzte Discothek im Unter­geschoss zu vergeben. „Aber wenn die Großen schon vor Mitternacht ihre T-Shirts verschenken, hat ein Neuer doch keine Chance." Außer er mache „was ganz anderes".

Ein Karaoke-Lokal etwa gebe es in der Gegend noch nicht. Aufsperren wird Bohrmann den Laden deshalb vorerst nur für den Abend des

26. April, wenn die traditionelle Ballermann-Polonaise erstmals dort - und nicht wie in den vergangenen sechs Jahren im Bierkönig - enden wird.

Da sei bei der Organisation etwas schief gelaufen, sagt Bohrmann beiläufig. Was aber vor allen daran lag, dass er und Beatrice Ciccardini nicht sonderlich gut aufeinander zu sprechen sind. „Früher war es immer schön, als die Sänger der großen Läden zu uns in den Künstlertreff gekommen sind." Zum Essen, und auch mal für eine kleine Einlage. Heute werde ihnen vermutlich sogar per Vertrag verboten, bei ihm zu frühstücken, glaubt der Düsseldorfer, der das Deutsche Eck vor zehn Jahren übernommen hat.

Es ist also doch nicht alles eitel Sonnenschein am größten Bier- und Sangria-Umschlagplatz der Insel. Zumal sich hartnäckig die Gerüchte halten, auch die berühmt-berüchtigten Hells Angels könnten in Zukunft ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. Zunächst hatte es geheißen, der einst mächtigste Rocker Deutschlands, Frank Hanebuth, würde den Bierkönig kaufen. ­Ciccardini kann darüber noch immer herzlich lachen, ihr Ex-Mann habe keinerlei Verkaufsabsichten.

Dass die Rocker mit den dicken Motorrädern in letzter Zeit stärker in Arenal präsent sind, ist dennoch offenkundig. In einem Hostal gleich in der Nähe des ehemaligen Clubhauses, das kurz nach einer Straßenschlacht mit Mitgliedern des verfeindeten Gremium MC geschlossen wurde, hätten sie Silvester gefeiert, weiß der Kellner eines Restaurants. Zum Frühstück oder zu Kaffee und Kuchen sind sie oft in einer bestimmten Bar anzutreffen. Und auch im Deutschen Eck seien sie oft zu Gast, bestätigt Michael Bohrmann.

„Sie sind mehr unterwegs als früher", sagt auch Andy Bucher, der den Hells Angels allerdings schlechte Karten attestiert, sollten sie wirklich ins Geschäft am Ballermann einsteigen wollen. „Mallorca ist nicht Deutschland, und die Mallorquiner werden sich nichts von denen diktieren lassen."

Zumal die Polizei hier ein strenges Auge auf eventuelle krumme Machenschaften habe. Eine Sprecherin der Nationalpolizei bestätigt das. Ja, man wisse durchaus von der Anwesenheit des deutschen Motorradclubs und beobachte deren Aktivitäten genau. „Solange sie nichts Verbotenes tun, können und werden wir aber nichts gegen sie unternehmen." Beatrice ­Ciccardini ist dennoch besorgt. Wenn weiter behauptet würde, die Hells Angels seien nun im Bierkönig zugange, verschrecke das womöglich die Gäste. „Unsere Sängerin Krümel ist schon gefragt worden, ob sie denn keine Angst habe und hier überhaupt noch auftrete."

Von all diesen Gerüchten und Mauscheleien bekommen die älteren Urlauber, die eher die Neugier als der Durst in die Partytempel zu treiben scheint, genauso wenig mit wie die ersten Party-Gäste, die sich schon kurz nach Mittag gut gelaunt um die Cocktail-Eimer scharen. Und es interessiere sie auch nicht die Bohne, sagt Andy Bucher. „Die Leute wollen unterhalten werden." Nicht mehr.

Aber auch nicht weniger. „Es reicht nicht, die Tür aufzusperren und Bier zu verkaufen", sagt Bucher. Das MegaPark-­Programm für diese Saison - die zusammen mit RTL2 präsentierten Ballermann-Hits, die Themenparty-Reihe „We love ­Mallorca", das Oktoberfest - stimmt ihn zuversichtlich. Hinzu kämen drei lange Wochenenden im Mai und der jetzt schon gut gebuchte September, also zwei starke Monate im Früh- und Spätsommer.

Auch Michael Bohrmann ist guter Dinge. 2012 sei dank der Europameisterschaft der „absolute Hammer" gewesen - doch 2013 werde das Vorjahr, auch ohne Fußball-Großereignis, noch toppen. Er habe da so ein Gefühl. „Ich bin richtig heiß auf die Saison."

Saisonstart am BallermannDas Opening im Deutschen Eck wird am Freitag, 26.4., gefeiert. Das Opening von Bierkönig und Oberbayern steigt vom 26. bis 28.4. (Freitag: Peter Wackel & Crew im Oberbayern; Samstag: Melanie im Oberbayern; Sonntag: Newcomer-Casting und Peter Wackel & Crew im Bierkönig). Am Sonntag, 5.5., steigt die 7. Ballermann-Polonaise, veranstaltet vom Deutschen Eck. Das Opening im MegaPark mit Jürgen Drews & Crew findet am Sonntag, 12.5., statt.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 25. April (Nummer 677) lesen Sie außerdem:

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